Ein Minenwarnschild auf einem nebligen Hügel.
Explosivwaffen

Seit Anfang 2024 wurden in der Ukraine mindestens 950-mal Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten (EWIPA) eingesetzt. Dabei wurden mindestens 860 Zivilist*innen getötet sowie 2.580 verletzt. Die höchste Zahl ziviler Opfer wurde dabei im Mai 2024 verzeichnet. Seit Juni 2023 war sie nicht mehr so hoch gewesen. Hauptursache dieses Anstiegs ist die russische Bodenoffensive in der Region Charkiw, wo bisher mehr als die Hälfte der zivilen Opfer zu beklagen waren.

 

Zuletzt geändert am 17. Juli 2024

Die von der Russischen Föderation eingeleitete Bodenoffensive hat schwerwiegende Folgen für die Zivilbevölkerung. Diese leidet bereits seit der Eskalation des Krieges im Februar 2022 in besonderem Maße unter dem Einsatz von Explosivwaffen. Auch im Jahr 2024 erleiden Zivilist*innen weiterhin erhebliche Schäden durch den Krieg. 

Bombardierung und Beschuss ukrainischer Städte und Dörfer führen nicht nur zu Todesfällen und kriegsbedingten Verletzungen, sondern auch zu schweren psychischen Traumata. Dies erhöht den Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen, psychologischer und psychosozialer Unterstützung sowie anderen Versorgungsleistungen. Zudem haben sie weitreichende Folgen für die Zivilbevölkerung in Bezug auf den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, zur Gesundheitsversorgung sowie zur Nahrungsmittel- und Energieversorgung.

Handicap International (HI) verurteilt das Leid, das Zivilist*innen durch Bombardierung und Beschuss von Städten und Dörfern im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine erfahren müssen, sowie alle Verstöße gegen das internationale humanitäre Völkerrecht und internationale Menschenrechtsnormen auf Schärfste.

Dies umfasst nicht nur die Missachtung der völkerrechtlichen Prinzipien der Unterscheidung, Verhältnismäßigkeit und der durchführbaren Vorsichtsmaßnahmen, sondern auch den Einsatz unterschiedsloser Angriffe und die Verwendung international geächteter Waffen wie Landminen und Streumunition.

Des Weiteren sind dies Angriffe auf Zivilist*innen und zivile Ziele – einschließlich Gesundheitseinrichtungen und andere kritische zivile Infrastruktur – sowie Angriffe gegen medizinisches und humanitäres Personal.

Regierungen weltweit müssen die politische Erklärung zum besseren Schutz der Zivilbevölkerung vor den humanitären Folgen des Einsatzes von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten unterzeichnen und sich schnellstmöglich an deren Implementierung beteiligen.   

Folgende besonders schwerwiegende Vorfälle des Einsatzes von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten, die zum Tod oder Verletzungen von Zivilist*innen führten, wurden basierend auf den Berichten der UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine bisher im Jahr 2024 verzeichnet.

Januar 2024

  • Insgesamt wurden 50 Zivilist*innen bei Angriffen getötet (26 in Kiew, Charkiw und weiteren Städten und Dörfern; 24 in der Stadt Donezk). Zudem wurden in Pokrowsk und Riwne, in der Region Donezk, Mitglieder zweier Familien getötet.
  • 211 zivile Personen wurden dabei verletzt (190 in Kiew, Charkiw und weiteren Städten und Dörfern; 10 in Pokrowsk und Riwne; 11 in Donezk).
  • Zwei Jungen werden seit dem Angriff in Pokrowsk und Riwne vermisst.
  • Die Angriffe trafen auch zwei Märkte und ein Wohngebiet in der Stadt Donezk.

Februar 2024

  • Mindestens 10 Zivilist*innen wurden getötet (7 inCharkiw ; 3 in Selydove in der Region Donezk). Ein Drohnenangriff tötete zudem eine gesamte Familie in Nova Sloboda in der Region Sumy.
  • Mindestens 4 zivile Personen wurden bei einem Angriff auf ein zentrales Krankenhaus in Selydove verletzt.
  • Zudem wurden bei einem Angriff auf eine Bäckerei und ein Café in Lysychansk, in der Region Luhansk, mindestens 13 Zivilist*innen getötet und verletzt.
  • Die 7 zivilen Todesopfer in Charkiw sind die Folge eines Angriffs mit Loitering Munition auf eine Tankstelle in einem Wohngebiet der Stadt, der zu einem Großbrand führte und mindestens 15 Wohnhäuser zerstörte.

März 2024  

  • Mindestens 17 Zivilist*innen wurden getötet (11 in Odessa Anfang des Monats; 6 in Krywyj Rih). Bei dem Angriff in Odessa mit Loitering Muntion verloren zudem drei Familien mindestens zwei ihrer Angehörigen. Dieser Angriff war noch dazu der tödlichste für Kinder in mehr als neun Monaten.
  • 33 zivile Personen wurden außerdem verletzt (8 in Odessa; 25 in Krywyj Rih).
  • Mitte März gab es erneut zahlreiche zivile Opfer in Odessa in Folge zweier dicht aufeinanderfolgender Raketenangriffe. Dabei wurden mindestens 20 Zivilist*innen getötet oder verletzt, darunter Rettungskräfte und medizinisches Personal, die nach dem ersten Angriff zur Hilfe geeilt waren.

April 2024

  • 19 Zivilist*innen wurden getötet (4 in Saporischschja; 8 in mehreren Städten in der Region Dnipropetrowsk; 7 in Odessa). Einer der Angriffe in der Region Dnipropetrowsk tötete zudem vier Mitglieder einer Familie, darunter zwei Kinder, und hinterließ einen verletzten 6-jährigen Jungen als Waise.
  • 49 Personen aus der Zivilbevölkerung wurden in Saporischschja (27) – darunter auch Journalist*innen – und mehreren Städten in der Region Dnipropetrowsk  (22) verletztDutzende weitere in Odessa.
  • Die verletzten und getöteten Zivilist*innen in der Region Dnipropetrowsk sind auf Angriffe mit Raketen und Loitering Munition auf die Eisenbahninfrastrukturund deren Umgebung zurückzuführen.
  • Für die zahlreichen Toten und Verletzten in der Stadt Odessa ist mutmaßlich der Einsatz von Streumunition verantwortlich, die eine Strandpromenade in der Stadt traf.

Mai 2024

  • 41 Zivilist*innen wurden bei mehreren Angriffen getötet (6 in Tscharkaska Losowa in der Region Charkiw; 35 in Charkiw)
  • Mindestens 128 Personen wurden verletzt (13 in Tscharkaska Losowa115 in Charkiw).
  • Die Toten und Verletzten in Tscharkaska Losowa in der Region Charkiw sind die Folge zwei aufeinanderfolgender Angriffe auf ein an einem See gelegenes Erholungszentrum.
  • In der Stadt Charkiw wurde nicht nur das Stadtzentrum selbst, sondern auch ein Mehrfamilienhaus in einer Wohnsiedlung, eine Druckerei und ein Baumarkt getroffen. Unter den Opfern sind daher viele Mitarbeitende der Druckerei und des Baumarkts.

Juni 2024

  • Mindestens 19 Zivilist*innen wurden getötet (11 in Krywyj Rih in der Region Dnipro; 4 in Charkiw; 3 in der Stadt Dnipro).
  • Des Weiteren wurden mindestens 117 Zivilist*innen verletzt (28 in Krywyj Rih; 12 in der Region Poltawa; 59in der Stadt Charkiw; 18 in einem Hochhaus in Dnipro).
  • Die zivilen Opfer in Folge der genannten Vorfälle sind auf Raketenangriffe zurückzuführen, die Wohngebiete und Wohnhäuser trafen.

Juli 2024

  • Mehrere Dutzend zivile Todesopfer, darunter auch Kinder, wurden bei Raketenangriffen auf zivile Infrastrukturen in den ukrainischen Städten Kiew, Krywyj Rih, Dnipro und Pokrowsk verzeichnet.
  • Darüber hinaus wurden 150 Zivilist*innen verletzt.
  • Dabei wurde auch das Nationale Kinderkrankenhaus Okhmatdyt in Kiew, das größte in der Ukraine, schwer beschädigt.

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