Ein Minenwarnschild auf einem nebligen Hügel.

Der Landminenbericht stellt für das Jahr 2012 die bisher geringste Zahl an neuen Opfern, die größte Fläche an entminten Gebieten und das bisher höchste Niveau an weltweiter Finanzierung für den Kampf gegen Landminen seit 1999 fest. Aber es gibt auch neue Einsätze von Landminen.

 

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Der heute in Genf veröffentlichte Landminenbericht 2013 zieht die jährliche Bilanz des Ottawa-Vertrages, der den Einsatz, die Lagerung, die Produktion und die Lieferung von Anti-Personen-Minen verbietet. Handicap International ist alarmiert über neue Einsätze dieser von mehr als 160 Staaten geächteten Waffe. In Syrien wurden sowohl 2012 als auch 2013 Minen eingesetzt, und neue Beweise decken einen Einsatz im Jahr 2011 in Jemen auf, obwohl das Land Mitgliedstaat des Vertrages ist. Handicap International verurteilt diesen beispiellosen Vertragsbruch. Dieser überschattet die ansonsten sehr positiven Resultate der Ottawa-Konvention: Der Landminenbericht stellt für das Jahr 2012 die bisher geringste Zahl an neuen Opfern, die größte Fläche an entminten Gebieten und das bisher höchste Niveau an weltweiter Finanzierung für den Kampf gegen Landminen seit 1999 fest.
 
In Syrien, das kein Mitgliedstaat des Ottawa-Vertrages ist, haben verschiedene kriegsführende Parteien im Jahr 2012 und 2013 Landminen eingesetzt. Deshalb führt Handicap International dort Aufklärungs-Aktivitäten über die Gefahren von explosiven Kriegsresten durch. Darüber hinaus unterstützt die Organisation syrische Flüchtlinge in Jordanien, Libanon und Syrien mit Aktivitäten wie der Ausstattung mit Prothesen und der Rehabilitation für Verletzte, deren Traumata zu bleibenden Behinderungen führen könnten.
 
Neue Beweisstücke decken auf, dass Regierungstruppen in Jemen, obwohl Mitgliedstaat des Vertrages, im Jahr 2011 vorsätzlich Anti-Personen-Minen auf ihrem Staatsgebiet eingesetzt haben. Eine durch Human Rights Watch 2013 durchgeführte Untersuchung weist auf einen Einsatz von ca. 8.000 Landminen in fast 20 Zonen hin, insbesondere rund um die militärischen Camps von Bani Jormooz, einige Kilometer nördlich von der Hauptstadt Sana’a. Mehr als 260 Opfer von Minen und explosiven Kriegsresten wurden im Jahr 2012 in Yemen bereits gezählt. Handicap International ist besorgt über die langfristigen Konsequenzen dieses neuerlichen Einsatzes von Minen.
 
Der Landminenbericht 2013 zeigt aber auch viele beispielslose Fortschritte auf:
·         Die Zahl der registrierten Opfer war noch nie so gering: 3.628 Opfer wurden 2012 registriert, das entspricht einem Rückgang von 19% zum Vorjahr. Im Vergleich zu 1999, dem Jahr des Inkrafttretens des Ottawa-Vertrages, sind die täglichen Opferzahlen um 60% auf 10 pro Tag zurückgegangen. Zivilisten machen noch immer den größten Teil der Opfer aus (78%), ein Großteil davon sind Kinder (47% der registrierten Opfer).
·         Die Entminung betroffener Gebiete hat eine neue Rekordfläche von 526 km² im Vergleich zu 423 km² im Jahr 2011 erreicht. Dabei wurden 540.000 Minen und andere explosive Kriegsreste zerstört. Handicap International leitet bzw. unterstützt die Minenräumung in acht Ländern (Kambodscha, Laos, Libanon, Libyen, Mali, Mosambik, Demokratische Republik Kongo und Senegal).
·         In 71 Länder und Gebiete sind noch Minen verlegt oder wird eine Verminung vermutet, d.h. 9% weniger als im Vorjahr. Fünf neue Länder haben 2012 angekündigt, alle Anti-Personen-Minen auf ihrem Territorium zu zerstören, womit die Gesamtzahl der entminten Länder auf 25 ansteigt.
·         87 Vertragsstaaten haben bisher insgesamt 47 Millionen Anti-Personen-Minen zerstört, darunter mehr als 250.000 im Jahr 2012.
·         67 Länder haben 2012 für Entminung und Unterstützung der Opfer mit einer Gesamtsumme von 681 Millionen US-Dollar beigetragen. Dies ist der höchste Betrag, der je zur Beseitigung dieser Waffengattung ausgegeben wurde.
 
Handicap International wird vom 2. bis zum 5. Dezember 2013 an der 13. Konferenz der Vertragsstaaten von Ottawa teilnehmen, um die Regierungen auf ihre Verantwortung hinzuweisen und die Einhaltung des Vertragswerks einzufordern
 
Information:
Ausführliche Fakten zu Landminen und dem aktuellen Bericht unter www.handicap-international.de
Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit 089/54 76 06 13, 0176/99 28 41 35