Landminen im Irak |  Landmine.de
Drei Minenräumerinnen der Nichtregierungsorganisation MAG (Mine Advisory Group) begibt sich auf das kontaminierte Feld in Sinuni, Sinjar.

Landminen im Irak

Der Irak ist eines der am stärksten mit Landminen verseuchten Länder der Welt. Diese gefährlichen Überbleibsel aus mehreren Kriegen bedrohen weiterhin die Sicherheit der Bevölkerung und behindern die wirtschaftliche Entwicklung erheblich.

Der Irak verzeichnete nach jahrzehntelangen Konflikten eine der höchsten Kontaminationsraten von Landminen weltweit. Laut dem Landminen-Monitor 2024 sind mindestens 1.194,43 km² des Landes noch mit Minen verseucht, zusätzlich zu 441,28 km², die durch improvisierte Minen (IEDs) kontaminiert sind. Diese Minen stammen aus dem Iran-Irak-Krieg (1980-1988), dem Golfkrieg (1990/91), der US-geführten Invasion (2003) und den Kämpfen gegen den Islamischen Staat (IS) seit 2014. Trotz internationaler Bemühungen zur Räumung bleibt das Ausmaß der Kontaminierung enorm.

Der Irak ist seit dem 1. Februar 2008 Mitglied des Ottawa-Vertrags und ist damit verpflichtet, sein Staatsgebiet bis zu einer Frist vollständig von Minen zu befreien.

Letztes Update: 20.11.2024

Das lesen Sie auf dieser Seite:

Woher stammen die Daten auf dieser Seite

Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landmine-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung der Ottawa-Konvention, also des internationalen Minenverbots informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors. 

Der aktuellste Landminen-Monitor vom November 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023 - und, wann immer möglich, bis Oktober 2024. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit. Der Fokus liegt auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres.

!! Handicap International führt selbst keine länderweiten Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen durch !!

Wie viele Unfälle mit Minen gab es bisher?

Allein 2023 gab es 102 Tote oder Verletzte durch Landminen im Irak. Viele Unglücke durch Landminen werden jedoch gar nicht erfasst und die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Wo liegen Minen im Irak?

Der Irak ist aufgrund seiner jüngeren Geschichte stark von Landminen betroffen. Die Kontamination stammt aus mehreren Konflikten: dem Iran-Irak-Krieg, dem Golfkrieg und der US-geführten Invasion sowie den Kämpfen gegen den IS. Große Gebiete, sowohl im Irak als auch in den kurdischen Regionen, sind betroffen. Insbesondere die Minenfelder an den Grenzen zum Iran und Saudi-Arabien stellen eine erhebliche Gefahr dar. Neben den industriell gefertigten Minen sind auch improvisierte Sprengfallen eine ständige Bedrohung.

 

Wer verlegt die Minen?

Die Minen stammen aus dem Iran-Irak-Krieg (1980-1988), dem Golfkrieg (1990/91), der US-geführten Invasion (2003) und den Kämpfen gegen den Islamischen Staat (IS) seit 2014. Trotz internationaler Bemühungen zur Räumung bleibt das Ausmaß der Kontaminierung enorm.

Die meisten der Landminen, die im Irak gelagert oder genutzt wurden, waren importiert, darunter Antipersonenminen aus Ägypten, Belgien, Chile, Frankreich, Italien, Kanada, Rumänien, Singapur, der ehemaligen Sowjetunion und den USA.

Seit nunmehr 6 Jahren in Folge wurden keine Einsätze von Antipersonenminen durch irakische Streitkräfte oder internationale Partner verzeichnet. Der sogenannte Islamische Staat (IS) nutzte jedoch nachweislich seit 2014 improvisierte Landminen im Kampf gegen die irakische Regierung. Dadurch sind weitere 441,28 km² mit improvisierten Landminen verseucht.

Hat der Irak Minen verboten?

Antipersonen-Minen sind im Irak verboten. Der Irak ist seit dem 1. Februar 2008 Vertragsstaat des Ottawa-Vertrags, der das Verbot von Antipersonenminen regelt. Dieser Vertrag fordert von den Vertragsstaaten außerdem die Zerstörung von Minenbeständen, umfassende Maßnahmen zur Minenräumung sowie die Unterstützung von Opfern. Wegen des Krieges hat die Ukraine wiederholt Fristen zur Entminung verpasst.

Antifahrzeug-Minen sind im Irak nicht verboten. Die Ottawa-Konvention verbietet deren Einsatz leider nicht.

 

Werden die Minen geräumt?

Der Irak ist seit dem 1. Februar 2008 Vertragsstaat der Ottawa-Konvention, die das Verbot von Antipersonenminen und deren Beseitigung regelt. Trotz dieser Verpflichtung hat der Irak die Frist zur Minenräumung mehrfach verlängert, zuletzt auf den 1. Februar 2028. Die Herausforderungen der Entminung sind enorm, bedingt durch das große Ausmaß der Kontamination, fehlende finanzielle Mittel und die anhaltenden Sicherheitsprobleme.

Der Irak bemüht sich intensiv um die Räumung der Minen, unterstützt durch internationale Organisationen und Programme. 2023 wurden im Iran 18,29 km² von Minen befreit, im Jahr zuvor waren es lediglich 11,23 km² gewesen. Der Irak gehört damit zu den fünf Ländern, die 2023 die größten Flächen geräumt haben.

Wie hilft Handicap International den Menschen im Irak?

Handicap International (HI) ist eine der Organisationen, die im Irak tätig sind, um die Gefahren von Minen zu bekämpfen. HI setzt auf umfassende Aufklärungsprogramme, um die Bevölkerung über die Risiken zu informieren und unterstützt die Entminungsarbeiten. Durch den Einsatz von Menschen, Hunden, Drohnen und schwerem Gerät trägt HI dazu bei, die betroffenen Gebiete sicherer zu machen. Zudem unterstützt HI die Versorgung von Minenopfern und die Schulung von Entminungspersonal, um die Kapazitäten vor Ort zu stärken.

Die Tätigkeiten von Handicap International (HI) im Irak umfassen Rehabilitations-Maßnahmen und psychosoziale Unterstützung sowie Minenräumungs-Aktionen und Veranstaltungen zur Sensibilisierung für die Gefahren durch explosive Kriegsreste.

Unsere Teams helfen Opfern des Konflikts durch Physiotherapie und psychosoziale Betreuung. Zudem unterstützen wir Gesundheitszentren mit Ausrüstung und Hilfsmitteln sowie durch die Ausbildung von Physiotherapeut*innen und die Sensibilisierung für Menschen mit Behinderung.

Außerdem klären unsere Teams die Zivilbevölkerung über die Gefahren auf, die von explosiven Kriegsresten und improvisierten Sprengkörpern ausgehen, und räumen mit Minen und Blindgängern kontaminierte Gebiete.

Wir setzten uns für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein und unterstützen den Zugang von Kindern mit Behinderung zur Bildung. HI erleichtert auch den Zugang zu Dienstleistungen für Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen. 

Portraits aus unseren Ausstellungen

In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

Shahed und Barry

Shaded sitzt auf einem Bett und man sieht, dass ihr das rechte Bein fehlt. Dieses verlor sie auf der Flucht aus ihrer Heimat Mossul, aufgrund von Sprengsätzen die der Islamische Staat gelegt hat.
Shahed: Eine Flucht mit schweren Folgen

Shahed ist 12 Jahre alt und kommt aus Mossul. Weil der sogenannte Islamische Staat (IS) ihre Heimat mit Sprengsätzen verseucht hat verlor das Mädchen ein Bein, den Bruder und die Mutter.

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Headerbild: Eine Gruppe von Minenräumerinnen der Nichtregierungsorganisation MAG (Mine Advisory Group) begibt sich auf das kontaminierte Feld in Sinuni, Sinjar. - Bild von Florent Vergnes © F. Vergnes / Handicap International