Landminen |  Landmine.de
Eine große Explosion in der Wüste in weiter Ferne

Was sind Landminen?

Landminen sind Explosivwaffen, die ihre Opfer töten oder verletzen. Sie werden versteckt verlegt und richten großen Schaden in einem bestimmten Radius an.

Auf dieser Seite lesen Sie, wie Minen funktionieren, welche Arten verboten sind, welche Länder besonders kontaminiert sind und vieles mehr. Am Ende werden Sie alles Wichtige über die “perfekten Soldaten” wissen, warum sie millionenfach verlegt wurden und auch heute noch eingesetzt werden. Außerdem lesen Sie, was Handicap International gegen diese Waffen unternimmt.

Inhalt:

Die Landmine: eine perfekte Soldatin?

Eine Landmine ist eine Explosivwaffe, die versteckt verlegt wird und sich gegen den Reiz richtet, von dem sie ausgelöst wurde. Sie wird deshalb als Opfer-aktivierte Waffe bezeichnet. Ihre fatale Wirkung erzielt sie mit einer Druckwelle nach der Explosion und je nach Typ zusätzlich durch Splitter. 

Minen sollen die gegnerische Armee in ihren Bewegungen einschränken oder wichtige Orte schützen. Meistens werden deshalb viele großflächig verlegt. Sie bilden dann ein Minenfeld. Manchmal richten sich die Waffen explizit gegen die (eigene) Bevölkerung, wie die Minen in Deutschland, an der ehemaligen inner-deutschen Grenze.

Ein Kommandant der Roten Khmer in Kambodscha sagte einmal:

Eine Landmine ist die perfekte Soldatin.
Sie braucht kein Essen und kein Wasser,
Sie braucht keinen Lohn und keine Ruhe,
Sie liegt nur herum und wartet auf ihre Opfer. 

Aber stimmt das wirklich? Das kommt ganz darauf an, was die Aufgabe der perfekten Soldatin ist:

Soll sie im Krieg Gegner treffen? Oder soll sie während und nach Beendigung des Krieges unbeteiligte Menschen terrorisieren?

Ein Blick auf die Statistik zeigt ganz klar, wo die Stärken der perfekten Soldatin liegen: im Terrorisieren der unbeteiligten Zivilbevölkerung. 

Über Dreiviertel aller Opfer von Minen und anderen explosiven Kriegsresten sind keine gegnerischen Soldaten, sondern Zivilistinnen und Zivilisten. Und davon sind fast die Hälfte Kinder und Jugendliche! 

► Mehr aktuelle Statistiken finden sie im Landmine Monitor

Selbst wenn das ursprüngliche Ziel der Feind war: Am Ende leidet wie in allen Kriegen vor allem die Zivilbevölkerung. 

Das liegt daran, dass Landminen nicht aufhören zu existieren, nur weil ihr Ursprungs-Konflikt vorbei ist.. Sie werden billig gebaut, schnell und gut versteckt und können später nur langsam und teuer wieder geräumt werden. Oft warten sie Jahrzehnte in ihrem Versteck auf ein Opfer - nur um dann in Millisekunden zuzuschlagen. 

Kriege finden nicht in isolierten Gebieten statt. Deshalb liegen Minen oft in der Nähe oder sogar innerhalb von bewohnten Gebieten, wo sie von Kindern gefunden werden können, die vielleicht sogar mit ihnen spielen wollen. Sie liegen an befahrenen Straßen, auf Feldern, an Brunnen und in Gärten. 

Selbst wenn sie nicht explodieren: allein ihre Anwesenheit verbreitet Angst und Schrecken. Und wenn sie explodieren, hat das fatale Auswirkungen. Überlebende benötigen meist lebenslange Unterstützung. Kinder, die auf eine Prothese angewiesen sind, brauchen etwa alle sechs Monate eine neue. Handicap International kämpft für eine minenfreie Welt, ist an der Seite der Überlebenden, klärt über die Gefahren auf und leistet wichtige Räumungsarbeit. 

Hollywood irrt sich:

Im Film “Mine” hört ein Soldat nach einem Schritt das verräterische Klicken einer Mine. Das Geräusch rettet ihm das Leben. Ein Schritt weiter und die Explosion wird ihn töten. Ein tagelanges Drama entspannt sich. Am Ende stellt sich heraus, dass er auf eine Blechdose getreten war. Tatsache ist: Wäre es eine Mine gewesen, wäre er sofort schwer verletzt oder tot gewesen.

► Lesen Sie mehr über diesen Mythos und über weitere typische Fragen zu Minen

Welche Minenarten gibt es und wie funktionieren sie?

Weltweit soll es laut der UN Entminungsagentur UNMAS ca. 600 verschiedene Arten von Minen geben, hinzu kommen unzählige improvisierte Sprengsätze. Es gibt zahlreiche Minenarten, die sich auf zahlreiche Weisen klassifizieren lassen. Man kann zwischen ihren

  • Zielen (was soll angegriffen werden - Personen, Fahrzeuge, Panzer?),
  • ihrem Material,
  • ihrer Bauart,
  • ihrer Funktionsweise
  • und vielem mehr unterscheiden.

Einen umfassenden Überblick bietet Wikipedia. Die geläufigsten Minenarten haben wir weiter unten aufgelistet.

Landminen werden typischerweise aus Holz oder Kunststoff gefertigt, selten auch aus Glas. Je weniger Metallteile sie besitzen, desto schlechter können sie von Metalldetektoren gefunden werden. 

Sie bestehen aus einem Gehäuse, einem Zünder und Sprengstoff. Der Zünder wird durch unterschiedliche Mechanismen ausgelöst, die auf Druck, Zug, Erschütterung oder Wärme reagieren. Er bringt den Sprengstoff zur Explosion. Am bekanntesten sind Stolperdraht und Druckzünder.
Die wichtigste Unterscheidung der Minenarten ist die zwischen Antipersonen-Minen und Antifahrzeug-Minen.

Lesen Sie weiter

Eine Antifahrzeugmine, die geformt ist wie eine sehr große, flache Dose, liegt auf dem Sand
Minenarten

Lesen Sie hier alles über die wichtigsten Kategorien von Landminen, wie Tretminen, Panzerminen, Claymore uvm.

Sind Landminen verboten?

Antipersonen-Minen sind durch die Ottawa-Konvention von über 160 Staaten verboten.

Die Konvention verbietet diesen Ländern den Einsatz im Inland und Ausland und verpflichtet sie, ihre Bestände zu zerstören, alle Reste auf ihrem Gebiet zu räumen und sie zu beseitigen. Außerdem sind sie zur Opferhilfe verpflichtet, sie müssen also den Überlebenden von Unfällen umfassend und dauerhaft helfen. Staaten mit hohem Einkommen sollen Staaten mit geringerem Einkommen bei diesen Aktivitäten unterstützen.

Obwohl längst nicht alle Staaten der Konvention beigetreten sind, wie die USA oder China, ist die Ablehnung dieser Waffen heute so hoch, dass nur sehr wenige Staaten und einige nicht-staatliche Gruppen sie noch einsetzen.

Antifahrzeug-Minen sind nicht verboten - obwohl viele von ihnen von Menschen und zivilen Fahrzeugen ausgelöst werden können. Das ist wohl der größte Schwachpunkt des Verbots.

Dennoch war das Verbot von Antipersonen-Minen ein Meilenstein im Kampf gegen Krieg und seine menschenverachtenden “Kollateralschäden”. Das Verbot wurde auf die Initiative der Zivilgesellschaft erreicht. Handicap International war eine von sechs Gründungsorganisationen der internationalen Kampagne ICBL - der Kampagne, die 1999 sogar den Friedensnobelpreis für das wegweisende Verbot erhielt.

► Lesen Sie hier den Hauptartikel über das Verbot von Antipersonen-Minen

Wer setzt heute noch Antipersonen-Minen ein und wer baut sie?

Der Großteil der internationalen Staatengemeinschaft hat Antipersonen-Minen geächtet. Nach der Auffassung vieler Staaten und NGO wie Handicap International sind sie ohnehin durch das Völkerrecht verboten, da sie vor allem die Zivilbevölkerung treffen. Dennoch gibt es noch immer Staaten, die sie einsetzen und sogar noch produzieren.

Wer setzt sie ein?

Laut dem Landminen-Monitor konnte in 2022 der neue Einsatz von Antipersonen-Minen von den Nicht-Unterzeichner-Staaten Myanmar und Russland und dem Vertragsstaat Ukraine nachgewiesen werden. Russischen Streitkräfte konnte der Einsatz von mindestens 13 Arten von Antipersonen-Minen in der Ukraine nachgewiesen werden.

    Seit der Veröffentlichung des ersten Berichts im Jahr 1999 dokumentierte der Landminen-Monitor jedes Jahr den Einsatz von Antipersonen-Minen in Myanmar durch Regierungskräfte, bekannt als Tatmadaw, und durch verschiedene nichtstaatliche bewaffnete Gruppen (NSAGs). 

    NSAGs verwendeten 2022 in mindestens 5 Ländern Minen: Indien, Kolumbien, Myanmar, Thailand und Tunesien. 

    Darüber hinaus wird bestimmten Gruppen in oder am Rande der Sahelzone der Einsatz neuer Minen zugeschrieben. 

    Hersteller von Landminen?

    Mehr als 50 Staaten haben in der Vergangenheit Antipersonen-Minen produziert. 40 Staaten haben die Produktion eingestellt. Der Monitor listet für das Jahr 2022 zwölf Staaten, die noch aktiv Antipersonen-Minen produzieren oder die künftige Produktion nicht ausgeschlossen haben. 

    Bis 1999 zählten auch deutsche Firmen zu den Herstellern. Viele unrühmliche Patente und Erfindungen gingen auf ihr Konto. Seit 1999 dürfen sie wegen des Ottawa-Verbots keine Antipersonen-Minen mehr herstellen. Antifahrzeug-Minen dürften unter bestimmten Voraussetzungen hergestellt werden, von einer aktiven Produktion deutscher Firmen ist momentan nichts bekannt (siehe auch „Deutschland und Landminen“).

    ► Lesen Sie hier den Hauptartikel Hersteller von Landminen

    Wie viele Minen gibt es weltweit und wo liegen sie?

    Vor dem Verbot schätzten die Vereinten Nationen, dass ca. 110 Mio. Minen in über 70 Ländern dieser Welt verlegt wurden. Das US- Außenministerium schätzte dagegen die Zahl auf 70 Mio. Die genaue Zahl kennt niemand.

    Staatliche, private und gemeinnützige Hilfs- und Räumorganisationen wie Handicap International haben mittlerweile Millionen geräumt.

    Aber die Arbeit ist nicht erledigt. 60 Staaten und Gebiete sind noch immer millionenfach verseucht.

    ► Lesen Sie in unserem Hauptartikel, welche Länder besonders betroffen sind - darunter auch eines, das nur ein paar Hundert Kilometer von uns entfernt liegt:  Landminen Kontamination weltweit

    Wie ergeht es den Opfern?

    Wie oben beschrieben sollen viele Landminen gar nicht töten.

    Ihr Ziel sind stattdessen schwere Verletzungen der Gegner*innen. In der Realität trifft es aber vor allem Zivilistinnen und Zivilisten nach dem Krieg. Hier sind die wichtigsten Zahlen. Die Statistik fasst die Opfer von Landminen, Streubomben und explosiven Kriegsresten (ERW) zusammen und stammt vom Landminen-Monitor.

    • 2022 wurden 4.710 Menschen getötet oder verletzt.
    • Über 85% der Opfer stammen aus der Zivilbevölkerung.
    • Die Hälfte aller zivilen Opfer, deren Alter bekannt ist, waren Kinder.
    • Seit 1999 gab es offiziell 130.000 Opfer.
    • Rund 40.000 starben, rund 90.000 überlebten. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher.

    Die Überlebenden sind meist schwer verletzt: physisch und psychisch. Sie benötigen immer wieder neu angepasste Prothesen und medizinische Versorgung und jahrelange psychologische Betreuung. Handicap International ist seit 1982 an der Seite dieser Menschen und wurde sogar gegründet, als französische Ärzte mit dem unvorstellbaren Leid unversorgter Minenopfer in kambodschanischen Flüchtlingslager konfrontiert waren.

    ► Lesen Sie hier unseren Hauptartikel über Minenopfer und ihre Versorgung 

    Gibt es Landminen in Deutschland?

    Deutschland gilt offiziell als minenfrei. Dennoch gibt es noch ein Restrisiko an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Hinzu kommen unzählige Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg.

    Bei ehemals verminten Ländern gibt es immer ein Restrisiko. Einzelne Kriegsreste wurden vielleicht bei der Räumung nicht erkannt, weil sie z.B. zu tief im Boden vergraben sind. Andere wurden möglicherweise durch Erdrutsche verschoben.

    ► Warum Sie trotzdem keine Angst vor dem Todesstreifen haben müssen, lesen Sie in unserem Hauptartikel Minen und Deutschland

    Typische Fragen zu Minen

    Eine Mine kostet nur zwischen 3 und 75 Dollar. Die Räumung kostet dafür schnell 300 bis 1000 Euro. Selbstgebaute Sprengsätze sind oft noch billiger. Sie sind schnell verlegt, die Räumung ist hingegen teuer und dauert lange. Sie muss langsam und sorgfältig ausgeführt werden. Sie ist lebensgefährlich und erfordert extrem gut ausgebildetes Personal - sowohl Menschen als auch Tiere. Und sie benötigt komplexe und hochspezialisierte Technik, wie Drohnen, Detektoren und Räummaschinen. 

    Antipersonen-Minen sind durch die Ottawa-Konvention von über 160 Staaten weltweit verboten. Antifahrzeug-Minen sind nicht verboten, obwohl sie für die Zivilbevölkerung häufig die gleichen schlimmen Folgen haben. Staaten wie Russland, die USA, China, Iran etc. sind der Konvention nicht beigetreten. Deutschland und alle Staaten der EU hingegen schon. 

    Über 160 Staaten haben Antipersonen-Minen verboten. Sie dürfen diese auch im Krieg nicht einsetzen. Die übrigen dürften sie einsetzen, aber nur Russland, Myanmar und einige nichtstaatliche Gruppen haben es tatsächlich getan. Außerdem gibt es den Verdacht, dass die Ukraine Antipersonen-Minen eingesetzt hat, obwohl sie dem internationalen Verbot beigetreten ist. Das wäre ein schwerer Verstoß.

    Antifahrzeug-Minen “dürfen” laut Völkerrecht von allen Staaten eingesetzt werden, viele Vertragsstaaten setzen sie jedoch aufgrund der verheerenden Folgen trotzdem nicht ein.

    Eine Antipersonen-Mine explodiert, sobald ihr Zünder durch einen Reiz ausgelöst wird und den Sprengstoff zündet. Dieser Reiz kann durch einen Menschen, ein Tier, ein Fahrzeug oder schlicht durch Umwelteinflüsse geschehen. Die Explosion geschieht entweder am Boden oder im Fall von Spring- und Richtminen auf Genital- und Bauchhöhe. Im ersten Fall werden Füße, Beine und Genitalien der Opfer meist schwer verletzt, im zweiten Fall sterben sie in der Regel sofort. Lesen Sie mehr: Wie funktionieren Landminen?

    Sie explodiert sofort und es gibt keine Chance zu entkommen. Nur in Hollywood hört der Held (es ist tatsächlich fast immer ein Mann) ein Klicken, wenn er auf eine Mine tritt - und kann dann einen Weg finden, der folgenden Explosion zu entkommen. In der echten Welt explodiert sie sofort und tötet oder verletzt den Helden.

    Antipersonen-Minen explodieren in der Regel sofort, nachdem ihr Zünder aktiviert wurde. Es gibt allenfalls kurze Verzögerungen von Millisekunden. Beispielsweise von Springminen, die erst auf der Höhe des Bauchs und der Genitalien ihrer Opfer explodieren. Schmetterlingsminen werden durch einen speziellen Zünder erst nach mehreren Bewegungen ausgelöst. 

    Landminen werden aufwändig im Zusammenspiel von Mensch, Tier und Technik geräumt. Am Anfang werden verseuchte Bereiche markiert. Manchmal entfernen große, gepanzerte Maschinen störende Vegetation. Dann räumen Minenräumer*innen, oft gemeinsam mit Hunden und manchmal auch Ratten, Meter für Meter den ganzen Bereich. Die Minen werden markiert und später sicher gesprengt. Lesen Sie hier mehr über den gefährlichen Job der Minenräumung.

    Informieren Sie sich weiter:

    Portraits aus unseren Ausstellungen

    In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellung konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

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