Ein Minenwarnschild mit Totenkopf auf einem nebligen Hügel.

Wüste, staubige Pisten, sengende Sonne. Rosa Rauch steigt auf, Verletzte stöhnen: Mitten in einem fingierten Minenfeld proben irakische Soldaten unter Anleitung der Bundeswehr eine Rettungsaktion. Verteidigungsminister Peter Struck beobachtet aufmerksam die einzelnen Schritte und stellt interessiert Fragen.

Nicht nur Kampfmittelbeseitigung und die Bergung Verletzter werden ihm demonstriert, sondern auch der Bau von Behelfsbrücken, der Abriss einer Häuserwand. Die Bundeswehr hilft seit Anfang April in den Vereinigten Arabischen Emiraten beim Aufbau eines irakischen Pionierbataillons.

Bereits zum zweiten Mal inspiziert Struck am Montag die Ausbildung irakischer Soldaten in der Wüste östlich von Abu Dhabi. Im November hatte ein Ausbildungskommando der Bundeswehr Lastwagenfahrer und Fahrzeugmechaniker angelernt. Jetzt geht es um die Ausbildung an Pioniermaschinen, aber auch um Hilfe zur Selbsthilfe. "Wir wollen auch die Grundzüge deutscher Führungsphilosophie verdeutlichen", erklärt der Leiter des Ausbildungskommandos, Egbert Wagner. Die rund 85 Iraker sollen lernen, Eigeninitiative zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen. Den Aufbau des gesamten Pionierbataillons im Umfang von 350 Mann sollen die angelernten Soldaten durch die Weitergabe ihres Wissens selbst leisten.

"Hohe Motivation"

Struck fragt nach der Motivation der Iraker. Die ist "äußerst hoch", meint Wagner, denn alle wollten Ausbilder werden und so ihre Aufstiegschancen in der im Aufbau befindlichen Armee verbessern.
Auch die irakischen Soldaten selbst, deren Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt und deren Gesichter nicht fotografiert werden dürfen, zeigen sich zufrieden mit dem, was sie beigebracht bekommen. Angst zurückzukehren und in ihrer Heimat Zielscheibe von Anschlägen zu werden, haben sie nicht, wie sie sagen. Neun Millionen Minen liegen im Irak, das allein ist Motivation genug, sich in der Kampfmittelbeseitigung unterweisen zu lassen. Auf die Auswahl der 85 Kandidaten hat die Bundeswehr nach Angaben des Kommandeurs der Pionierschule, Werner Kullack, keinen Einfluss.

Vorbildung erwünscht

Doch sie hat der irakischen Regierung signalisiert, dass sie Wert legt auf handwerkliche Vorbildung der Bewerber als Maurer, Schreiner oder Tischler, damit die deutschen Ausbilder - rund 50 an der Zahl - nicht bei null anfangen müssen. "Die Vorkenntnisse halten aber oft der Prüfung nicht stand", räumt Wagner ein. Viele der auszubildenden Iraker haben auch zu Hause schon in der Armee gedient - unter dem entmachteten Diktator Saddam Hussein. Einer von ihnen hat gar 31 Berufsjahre hinter sich gebracht.
Für Struck läuft die Ausbildung gut. Er kann sich vorstellen, weitere Hilfe beim Wiederaufbau der irakischen Armee zu leisten, sofern die Regierung in Bagdad dies wünscht. Doch davon ist auszugehen, denn Deutschland hat im Irak einen guten Ruf. Dort wird anerkannt, dass sich die Bundesregierung nicht am Krieg gegen das Land beteiligt hat. Und auch die transatlantische Allianz, vor allem der NATO-Partner USA scheint sich damit abgefunden zu haben, dass die Bundesregierung darauf beharrt, keine deutschen Soldaten auf irakischem Boden zu stationieren. Die NATO habe "hoch respektiert, was wir in Abu Dhabi tun", sagt Struck. Auch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld habe die deutschen Bemühungen anerkannt. Das Bündnis selbst sei längst nicht so weit wie die Bundeswehr.

Gegen Vorüwrfe verteidigen

"Wir sind der NATO weit voraus", betont Struck nicht ohne Stolz. Noch bei seinem Besuch in Abu Dhabi im November musste er sich heftig gegen US-Vorwürfe verteidigen, weil die Bundeswehr ihre NATO-Offiziere nicht in den Irak entsenden wollte. Damals sprach er von einer Unverschämtheit, schließlich sei die Bundesrepublik das einzige Land, das schon praktische Ausbildungshilfe leiste und seine Zusagen im Rahmen der NATO erfülle.

An weiterer Ausbildungshilfe ohnehin vorgesehen ist die Fortsetzung des Pionier-Trainings im Oktober/November, wenn die Sonne nicht mehr ganz so heiß brennt und das Thermometer nicht mehr auf über 40 Grad steigt. Im kühlen Deutschland sollen im Laufe des Jahres irakische Offiziere sowie Ärzte und Sanitäter ausgebildet werden. Die militärische Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ist für die Bundesregierung ebenfalls nicht uninteressant. Mit der reichen Handelsnation - ein Hort der Stabilität am Golf - wäre auch der Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen ein Gewinn.

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