Landminen in Deutschland |  Landmine.de
Reste der ehemaligen deutsch-deutschen Mauer, dem sogenannten Todesstreifen. Eine Wiese mit einem Stück der Grenzmauer und Stacheldraht sowie den ehemaligen Beleuchtungen.

Landminen in Deutschland

Offiziell ist Deutschland minenfrei. Trotzdem gibt es ein Restrisiko am früheren Todesstreifen an der deutsch-deutschen Grenze. Hier könnten noch Minen tief vergraben in der Erde liegen. Und die vielen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg werden wohl nie vollständig beseitigt werden.

Letztes Update: 03.06.2025

Das lesen Sie auf dieser Seite:

Woher stammen die Daten auf dieser Seite

Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landminen-Monitor der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL). Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung der Ottawa-Konvention, also des internationalen Minenverbots, informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors. 

Der aktuellste Landminen-Monitor vom November 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023 - und, wenn entsprechende Daten vorlagen, sogar über die Entwicklungen bis einschließlich Oktober 2024. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrages weltwei seit seines Inkrafttretens im März 1999. Der Fokus liegt aber vor allem auf den Fortschritten und Herausforderungen des jeweils vorangegangenen Kalenderjahres.

!! Handicap International führt selbst keine länderweiten Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen durch !!

Laut Bundesregierung verlegte die DDR zwischen 1961 und 1985 rund 1,3 Millionen Antipersonen-Minen am Grenzstreifen zur BRD, um die DDR-Bürger an der Flucht zu hindern. Mit der allmählichen Entspannung der politischen Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten begann die DDR, viele der zuvor verlegten Minen eigenständig zu räumen. Nach der Wiedervereinigung wurden die ehemaligen Grenzgebiete kartiert und Minen und andere explosive Kriegsreste geräumt.

    Wie viele Minen gibt es noch in Deutschland?

    Deutschland gilt heute offiziell als minenfrei. Dennoch bezeugen Zeitungsartikel, dass bis 2015 noch mindestens 33.000 Landminen auf deutschem Boden lagen.

    Wie kann das sein?

    Bei ehemals verminten Ländern gibt es immer ein Restrisiko durch Minen, die bei der Räumung nicht gefunden wurden, weil sie z.B. zu tief im Boden vergraben sind oder weggeschwemmt wurden. Sämtliche Landminen in Deutschland restlos zu räumen, ist fast unmöglich.

    Grund zur Sorge gibt es dennoch nicht:

    Zwar gab es riesige Minenfelder in Deutschland an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, doch nach intensiven Räumungsarbeiten geben die betroffenen Bundesländer Entwarnung:

    • Das Umweltministerium Thüringen berichtet auf seiner Webseite von 42 Flächen mit Restrisiko. Bislang ist seit Abschluss der Räumungsarbeiten niemand verletzt oder getötet worden.
    • Brandenburg hält den ehemaligen Grenzstreifen für praktisch minenfrei.
    • Mecklenburg-Vorpommern weist darauf hin, dass in den vergangenen 24 Jahren keine einzige Landmine nach der Räumung entlang der Grenze aufgetaucht sei.

    In den Gebieten mit Restrisiko befinden sich zahlreiche Warnschilder sowie Hinweise zum sicheren Verhalten in den ehemaligen Minenfeldern

    Übrigens: Auch während des Zweiten Weltkriegs wurden Landminen, vor allem Panzerminen, in Deutschland massiv eingesetzt. Auch von ihnen dürften über 75 Jahre nach Kriegsende noch zahlreiche tief in der Erde verborgen liegen. Ein eindrückliches Beispiel dafpr sind zwei Panzerminen aus dem Zweiten Weltkrieg, die bei Bauarbeiten auf dem Gelände des Finanzministeriums in Erfurt entdeckt und gesprengt werden mussten.

      ► Lesen Sie hier, wie Handicap International mit Menschen, Hunden, Drohnen und schwerem Gerät in der Minenräumung arbeitet.

      Die Bundeswehr besitzt noch Landminen

      Die Bundeswehr besitzt noch um die hundert Antipersonen-Minen. Allerdings nur zu Trainingszwecken, wozu sie durch den Ottawa-Vertrag (siehe hier) auch berechtigt ist.

      Handicap International sieht das kritisch: Die Räumung und Ortung lässt sich auch mit Attrappen trainieren. Solange echte Waffen verfügbar bleiben, besteht die Gefahr, dass sie unter veränderten Bedingungen erneut eingesetzt werden. Nur durch ihre vollständige Vernichtung kann sichergestellt werden, dass sie nie wieder zum Einsatz kommen.

      Antifahrzeug-Minen sind durch die Ottawa-Konvention allerdings nicht verboten, das ist ihre große Schwachstelle. Deshalb dürfen beispielsweise Panzerminen auch weiterhin produziert werden. Seit 2013 hatte kein Unternehmen in Deutschland Panzerminen produziert. Aufgrund des russischen Angriffkrieges auf die Ukraine genehmigte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages nun allerdings im November 2023 die Anschaffung von 2.600 Panzerabwehrrichtminen des Typs PARM DM22. Hersteller und Lieferant der Minen ist TDW GmbH am Standort Schrobenhausen – eine Tochtergesellschaft von MBDA Deutschland. Zudem hat TDW im Juni 2024 auf der Rüstungsmesse Eurosatory in Paris die PARM NextGen vorgestellt, eine weiterentwickelte Version mit einer um 50% gesteigerten Wirkreichweite. Die Minen sollen 2026 zur Verfügung stehen.

      Die Bundeswehr lagert (Stand 2022) drei Sorten Antifahrzeug-Minen, sogenannte Panzerabwehrminen mit Verlegesystem sowie Sonder- und Spezialminen.

      Auch das sieht Handicap International kritisch. Diese Waffen erreichen ihr Ziel nur bedingt und stellen noch Jahrzehnte nach dem Krieg eine Gefahr dar, wie die oben genannten Funde in Thüringen zeigen. Die Bundeswehr sollte sämtliche Bestände an Minen in Deutschland vernichten.

      Deutschland und das Ottawa-Abkommen

      Deutschland hat das internationale Verbot von Antipersonen-Minen ratifiziert. Als Mitgliedsstaat dieses Verbotes musste Deutschland sämtliche Antipersonen-Minen auf seinem Gebiet räumen und seine Bestände vernichten. Nur für Trainingszwecke durfte die Bundeswehr Exemplare behalten (siehe oben).

      Deutschland: Große Unterstützung der „Minenaktion“

      Die deutsche Bundesregierung war in den letzten Jahren eine der größten Unterstützerinnen von Projekten im Bereich der sogenannten „Minenaktion“. Darunter fallen alle Maßnahmen, die darauf abzielen, die Folgen der verbotenen Waffe zu mindern  – etwa die Räumung, Risikoaufklärung und Unterstützung für Überlebende. Die Bundesregierung hat auch die Projekte von Handicap International großzügig gefördert.

        Deutsche Minen in der Vergangenheit

        Das deutsche Reich war lange führend in der Entwicklung von Minen. Diese wurden millionenfach eingesetzt. Die besonders menschenverachtenden Schmetterlingsminen oder auch die Gattung der Splitterspringminen gehen auf das Konto deutscher Ingenieurs"kunst".

        • Lesen Sie hier mehr über die verschiedenen Minenarten

        Die wichtigsten Fragen zu Minen in Deutschland

        Ein Restrisiko gibt es in Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem werden immer wieder Panzerminen aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.

        Offiziell gilt Deutschland als minenfrei. Berichte sprechen von bis zu 33.000 Landminen an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Und es gibt noch unzählige Panzerminen aus dem Zweiten Weltkrieg.

        Ja. Die Produktion von Antipersonen-Minen ist durch die Ottawa-Konvention verboten. Seit 2013 wurden zudem auch keine Antifahrzeug-Minen in Deutschland produziert. Allerdings genehmigte der Haushaltsausschuss des Bundestages im November 2023 die Anschaffung von 2.600 Panzerabwehrrichtminen des Typs PARM DM22. Der Auftrag ging an TDW GmbH GmbH – eine Tochtergesellschaft von MBDA Deutschland mit dem Standort Schrobenhausen.

        Die Bundeswehr besitzt Antipersonen-Minen zu Trainingszwecken. Außerdem lagert sie drei verschiedene Typen von Antifahrzeug-Minen.

        In Deutschland setzt Handicap International drei Projekte um.

        Klicken Sie hier, um diese näher kennenzulernen.

        Informieren Sie sich weiter:

        Portraits aus unseren Ausstellungen

        In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

        Abdi Karshe im Rollstuhl mit Handkurbel.
        Abdi Karshe: Engagement in München

        Abdi Karshe trifft ein Querschläger, als vor seiner Schule in Somalia geschossen wird. In Deutschland wird er mehrfach operiert. Heute hilft er anderen Geflüchteten mit Behinderung.

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        Headerbild: Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gibt es noch in einigen Gebieten ein Restrisiko durch Minen - Bild von Nemracc, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons