Ein Minenwarnschild auf einem nebligen Hügel.

Ohne Elisabeth geht nichts. Sie ist die Verbindungsperson zwischen den Räumungsteams und den Gemeinden. Ihre Arbeit ist entscheidend für die Sicherheit der Arbeiten und das Vertrauen der Bevölkerung.

Elisabeth
Elisabeth, HI Community Liaison Officer und Minenräumerin in der Casamance, Senegal.  © A. Sawadogo / HI

Elisabeth Léna Ndeye Sambou arbeitet seit 2007 für HI in der humanitären Minenräumung. Als Minenräumerin und Verbindungsperson zu den Gemeinden ist sie stolz auf ihre Arbeit. Sie ermöglicht es den Menschen, ihr Land zurückzuerobern und ihr durch den Konflikt zerstörtes Leben wieder aufzunehmen.

Elisabeth schafft die Voraussetzungen für die Entminung

Elisabeths Aufgabe ist es, die Entminungsteams vor Ort zu unterstützen, die nach Landminen und anderen Kriegsresten suchen. Vor Beginn der Entminungsarbeiten bereitet sie die Gemeinde auf die Ankunft der HI-Teams vor. Ihre Aufgabe ist es, die Gemeinden über die Minenräumung zu informieren und zu erklären, wie sie ablaufen wird. Während des Einsatzes hält sie die Bevölkerung über die Fortschritte auf dem Laufenden und sorgt für ein Klima des Vertrauens, der Ruhe und der Sicherheit.

Nach der Räumung bleibt Elisabeth mit den Gemeinden in Kontakt, um sicherzustellen, dass sie ihr Land wieder in Besitz nehmen können. Um die letzten Ängste der Gemeinden zu zerstreuen, organisieren die HI-Teams oft ein Fußballspiel auf dem entminten Land oder fahren mit ihren Fahrzeugen über die frisch geräumten Wege.

"Es sind die Menschen in den Gemeinden, die mich motivieren. Jedes Mal, wenn das Team eine Mine entschärft, gibt mir das neue Kraft und ich bin noch motivierter. So wache ich jeden Morgen mit der gleichen Freude für den neuen Tag auf. Für mich ist das wirklich eine wunderbare Arbeit", sagt Elisabeth.

Wenn Kinder auf Raketen stoßen...

Im Mai 2022 startete HI neue Minenräumaktionen in der Casamance, Senegal. Dabei arbeitete Elisabeth in Bissine, einem Dorf nahe der Grenze zu GuineaBissau. Früher war Bissine ein wohlhabendes Dorf, in dem sich die Menschen durch Reisanbau und Obstbäume selbst versorgen konnten.

Doch in den 1990er Jahren wurde die Gegend zum Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen der senegalesischen Armee, die das Dorf besetzt hielt, und der Unabhängigkeitsbewegung der Casamance, die sich in den umliegenden Wäldern verschanzt hatte.

Die Kämpfe hatten Unfälle zur Folge und forderten viele Menschenleben. Widerwillig verließen die Menschen das Dorf und verstreuten sich in der gesamten Subregion. Sie gaben aber nie die Hoffnung auf, eines Tages in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Doch erst 2021, fast dreißig Jahre später, konnten sie in ihr Dorf zurückkehren.

Doch der Konflikt hatte ein tödliches Erbe hinterlassen. Eines Tages sammelten die Kinder Altmetall zum Verkauf, als sie auf ein großes Stück Eisen im Boden stießen. Sie versuchten, es herauszuziehen, aber es steckte zu tief in der Erde. Sie liefen zu einigen Erwachsenen aus dem Dorf, um ihnen zu zeigen, was sie gefunden hatten:

Es war tatsächlich eine Rakete.

"Nach dieser Entdeckung wurde HI mit der Räumung des Geländes beauftragt. Seit Juli 2022 haben wir mehr als 61.000 Quadratmeter Land geräumt. Dabei fanden die Minenräumer zwei 120-mm-Mörsergranaten.
Die Dorfbewohner sind heute sehr zufriedenSie sagen sogar, dass wir zu ihnen gehören. Dank unserer Arbeit sind sie beruhigt. Sie können gehen, wohin sie wollen. Die Entminung war ein Beitrag zur Entwicklung des Dorfes".

Entminung trägt zur Dorfentwicklung bei

Durch die Minenräumung wurde Ackerland und der Weg zu Reisfeldern, Trinkwasser und Schulen wieder frei. Dank der Arbeit des HI-Teams können die Dorfbewohner nun sicher ihren Geschäften nachgehen, und das Leben im Dorf kann sich wieder normalisieren.

Viele Dörfer wurden verlassen, weil sich die Menschen dort nicht mehr sicher fühlten. Um sich zu Hause zu fühlen, muss man die Freiheit haben, zu tun, was man will, und zu gehen, wohin man will. Indem wir diese Gebiete räumen, nehmen wir den Gemeinden einen Stachel aus dem Fleisch und tragen zum Wiederaufbau und zur Rückkehr des Friedens bei.

Die Europäische Union hat die Entminungsarbeit von HI in der Casamance finanziell ermöglicht.

Jeder neue Tag ist eine Chance zu lernen und sich weiter zu bilden.

Elisabeth ist eher zufällig zur Minenräumung gekommen. Sie hatte sich auf eine Stelle beworben, ohne wirklich zu wissen, was das ist. Sogar ihre Familie wusste nicht, was sie jeden Tag tat, bis sie sie in einer Fernsehdokumentation sah.

"Sie machten sich alle Sorgen um mich, aber ich sagte ihnen, dass es keinen Grund zur Sorge gäbe: Wir hatten eine Ausbildung, wir hatten die Arbeit gelernt und kannten die Regeln und Verfahren für sicheres Arbeiten", erinnert sich Elisabeth.

Nachdem sie bei HI begonnen hat, hat sich Elisabeth innerhalb der Organisation hochgearbeitet und an Schulungen teilgenommen, um mehr über die verschiedenen Aspekte der Arbeit zu erfahren und ihre Fähigkeiten zu verbessern.

2011 wurde sie für die Arbeit mit dem Minenräumbagger geschult. Danach liebte sie es, in der Arbeit täglich an dem schweren Gerät zumzuschrauben.

Heute ist sie sehr stolz darauf, für HI zu arbeiten.

"Ich finde, es ist der beste Job der Welt und es macht mir wirklich Spaß. Jeden Tag lerne ich was Neues. Ich sage immer, dass die Minenräumung meine erste Familie ist. Das gilt besonders für das Team, mit dem ich zusammenarbeite. Es ist wirklich eine fantastische Arbeit", sagt sie.

2017 erhielt Elisabeth ein Stipendium des US-Außenministeriums für eine Ausbildung im Qualitätsmanagement. Dadurch konnte sie noch besser bei der Säuberung vieler kontaminierter Gebiete helfen, so dass noch mehr Menschen in ihre Heimat zurückkehren und wieder arbeiten konnten. Außerdem unterstützte sie die Teams vor Ort und assistierte dem Einsatzleiter.

"Für meine Karriere als Minenräumerin war das ein echter Gewinn. Bei der Minenräumung geht es um Teamwork. Die Zusammenarbeit in der Gruppe macht den Unterschied."

Elisabeth findet, dass jeder Minen räumen kann. Man muss zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen, das erleichtert die Arbeit.

Was sie von den Leuten hält, die Minenräumung für einen Männerberuf halten? Darauf antwortet sie mit einer Anekdote:

Während eines Trainings, bei dem sie die einzige Frau war, fragte einmal ein Mann: "Warum bist du hier statt zu Hause deiner Mutter zu helfen?" Unerschrocken antwortete Elisabeth: "Ich bin aus dem gleichen Grund hier wie Sie. Und das lasse ich mir nicht nehmen".

HI setzt sich seit Jahrzehnten für eine Welt ohne Minen ein. Lesen Sie hier mehr über diesen Kampf.