„Es ist zum Schreien“ - Jody Williams entsetzt über Erosion internationaler Normen
Jody Williams hatte einen maßgeblichen Anteil daran, dass heute über 160 Staaten Antipersonen-Minen verboten haben: Sie koordinierte die Kampagne für das Verbot. Mit Entsetzen betrachtet sie, dass die baltischen Staaten, Polen und Finnland bald aus den Verträgen austreten könnten.
Das internationale Verbot von Antipersonen-Minen gilt als einer der größten humanitären Erfolge der Nachkriegszeit: Es verbietet für über 160 Staaten Einsatz, Lagerung, Verkauf, Produktion von Anti-Personen Minen. Hunderttausende Menschenleben wurden gerettet, Millionen Minen vernichtet.
Jody Williams koordinierte die internationale Kampagne – und führte sie gemeinsam mit zahlreichen engagierten Einzelpersonen, Überlebenden, humanitären Organisationen zum Erfolg. Dafür erhielt die Kampagne 1997 den Friedensnobelpreis.
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Angesichts der Pläne von Polen, Finnland, Estland, Litauen und Lettland nun eventuell wieder auf Landminen zur Verteidigung zu setzen, sagte die heute 75-jährige in einem Interview mit dem Guardian:
„Es ist wirklich unfassbar. Landminen halten eine Invasion nicht auf. Landminen haben keinen Einfluss auf den Ausgang eines Krieges. Sie verstümmeln oder töten nur die eigenen Leute. Deshalb macht es mich wahnsinnig - es ist so dumm.“
Jody Williams bringt Verständnis für die fünf Staaten auf, die alle eine Grenze zu Russland haben und sich verteidigen müssen. Minen seien aber eben kein gutes Mittel zur Selbstverteidigung. Landminen halten gegnerische Soldaten kaum auf - treffen am Ende aber vor allem die Zivilbevölkerung: 84 Prozent waren es allein im Jahr 2023. Landminen haben im Jahr 2023 insgesamt 5757 Menschen getötet. Davon waren 1498 Kinder.
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