Landminen in der Ukraine |  Landmine.de
Der Junge Eore steht neben seinem Fahrrad.

Landminen in der Ukraine

Landminen sind in vielen Regionen der Ukraine eine große Gefahr. Sie stammen sowohl aus historischen Konflikten als auch aus dem aktuellen Krieg mit Russland. Sie verletzen und töten immer wieder Erwachsene und Kinder, verbreiten Angst und Schrecken und hemmen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Allein zwischen 2011 und 2021 wurden 3.108 Opfer gezählt. Seit Beginn des Krieges mit Russland im Februar 2022 sind innerhalb eines Jahres mindestens 629 weitere Menschen durch Landminen und explosive Kriegsreste ums Leben gekommen oder verletzt worden. Diese erschreckenden Zahlen verdeutlichen die ständige Gefahr für die Bevölkerung. 

Sowohl Russland als auch die Ukraine setzen Antifahrzeug-Minen ein. Russland setzt regelmäßig Antipersonen-Minen ein. Außerdem gibt es Vorwürfe gegen die Ukraine, diese in wenigen Fällen ebenfalls eingesetzt zu haben.

Die Ukraine ist seit 2006 Mitglied des Ottawa-Vertrags und ist damit verpflichtet, ihr Staatsgebiet bis zu einer Frist vollständig von Minen zu befreien. 

Inmitten dieser Krise sind Organisationen wie Handicap International entscheidend. Sie klären über die Gefahren von Minen auf und helfen, Leben zu retten.

Zuletzt aktualisiert am 20. August 2024

Das lesen Sie auf dieser Seite:

Headerbild: Alle Felder rund um das Dorf, in dem dieser Junge lebt, sind vermint. - © M.Monier / HI

Woher stammen die Daten auf dieser Seite

Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landmine-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung des Ottawa-Vertrages, also des internationalen Minenverbots, informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors. 

Der aktuellste Landminen-Monitor vom Oktober 2023 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2022. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit, wobei der Fokus auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres liegt. Der Bericht erscheint stets im Oktober oder November und bezieht sich auf das vorangegangene Kalenderjahr.

Außerdem beziehen wir uns auf diverse Berichte von Human Rights Watch. Die internationale Menschenrechtsorganisation führt mit Expert*innen vor Ort immer wieder detaillierte Untersuchungen. Die Daten von HRW fließen auch in die Berichterstattung des Monitors ein. 

!! Handicap International führt selbst keine Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen in der Ukraine durch !!

Wie viele Unfälle gab es bisher?

Zwischen 2011 und 2021 zählte der Monitor in der Ukraine 3.108 Opfer von Minen und explosiven Kriegsresten. Seit Beginn des Krieges mit Russland im Februar 2022 sind innerhalb eines Jahres mindestens 629 Menschen durch Landminen und explosive Kriegsreste ums Leben gekommen oder verletzt worden.

► Lesen Sie hier mehr zum Thema Landminen

Wo liegen Minen in der Ukraine?

Die Ukraine gehört zu den am stärksten durch Minen und Blindgänger verseuchten Ländern der Welt. 

Die Nationale Minenräumungsbehörde der Ukraine berichtete im Juni 2023, dass 160.000 km² des ukrainischen Territoriums vom Konflikt betroffen sind und vermessen werden müssen. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 schätzte die Ukraine, dass 7.000 km² in von der Regierung kontrollierten Gebieten der östlichen Regionen Donezk und Luhansk sowie weitere 14.000 km² in nicht kontrollierten Gebieten kontaminiert sind.

In 11 von 27 Regionen des Landes wurden Landminen gefunden: Tschernihiw, Dnipropetrowsk, Donezk, Charkiw, Cherson, Kiew, Luhansk, Mykolajiw, Odessa, Sumy und Saporischschja.

Die Kontamination des Landes stammt zum Teil aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Zudem wurden Landminen in dem seit 2014 anhaltenden, bewaffneten Konflikt zwischen der Ukraine und pro-russischen Separatist*innen eingesetzt - zunächst auf der Krim, später auch in den Regionen Donetsk und Luhansk. Der anhaltende Krieg mit Russland und die weitreichende Nutzung von Minen haben große Teile des Landes kontaminiert.

Wer verlegt die Minen?

Antifahrzeug-Minen

Sowohl Russland als auch die Ukraine verlegen Antifahrzeug-Minen. Diverse Länder haben der Ukraine Antifahrzeug-Minen, auch genannt Panzerminen, geliefert. Darunter auch Deutschland. Diese Minen sind durch den Ottawa-Vertrag nicht verboten. Eer verbietet seinen Mitgliedstaaten nur Antipersonen-Minen. Die Ukraine ist Mitglied dieses Vertrags, Russland hingegen nicht (siehe unten).

Antipersonen-Minen

Russland setzt Antipersonen-Minen auch im großen Maßstab ein und vermint damit riesige Gebiete auf Jahrzehnte. Den Preis wird auch in vielen Jahren noch die Zivilbevölkerung zahlen. Bereits sechs Monate nach dem Ausbruch des Krieges wurde auf dem ukrainischen Territorium durch die Minenräumer des Staatlichen Katastrophenschutzes der Ukraine (SESU) 18.115.584m2 kontaminiertes Land identifiziert.

Human Rights Watch (HRW) hat bereits am 28. März 2022, nur einen Monat nach Kriegsbeginn, zum ersten Mal den Einsatz von Landminen durch Russland in der Ukraine offiziell bestätigt. Eine ukrainische Einheit zur Kampfmittelbeseitigung hatte die Antipersonen-Minen vom Typ POM-3 in der östlichen Region Charkiw geortet. 

Ebenfalls laut einem Report von Human Rights Watch vom 31.01.2023 haben sehr wahrscheinlich auch ukrainische Streitkräfte in der Region Izium Antipersonen-Minen eingesetzt. Deshalb forderte die Organisation die ukrainischen Behörden auf, den Informationen umgehend nachzugehen und die Vorwürfe zu prüfen. Sollte sich dies bestätigen, wäre es ein schwerer Verstoß gegenüber dem Minen-Verbotsvertrag.

Die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) hat zum HRW-Bericht auch eine Erklärung abgegeben. In dieser Erklärung fordert die ICBL eine umfassende und transparente Untersuchung der Vorwürfe und betont die Wichtigkeit der Einhaltung des Minenverbotsvertrags durch alle Vertragsstaaten.

Am 31. Januar 2023 erklärte das ukrainische Außenministerium, dass die Ergebnisse von Human Rights Watch (HRW) „von den zuständigen Behörden der Ukraine sorgfältig geprüft werden“. Bei den Zwischensitzungen des Minenverbotsvertrags im Juni 2023 in Genf versprach die Ukraine, Berichte über den Einsatz von Antipersonenminen durch ihre Streitkräfte zu untersuchen.

► Finden Sie hier heraus, welche verschiedenen Typen von Minen es gibt

Sind Landminen in der Ukraine verboten?

Antipersonen-Minen sind in der Ukraine verboten. Die Ukraine ist seit dem 1. Juni 2006 Vertragsstaat des Ottawa-Vertrags, der das Verbot von Antipersonenminen regelt. Dieser Vertrag fordert von den Vertragsstaaten außerdem die Zerstörung von Minenbeständen, umfassende Maßnahmen zur Minenräumung sowie die Unterstützung von Opfern. Wegen des Krieges hat die Ukraine wiederholt Fristen zur Entminung verpasst.

Antifahrzeug-Minen sind in der Ukraine nicht verboten. Die Ottawa-Konvention verbietet deren Einsatz leider nicht.

► Hier finden Sie eine Liste mit allen Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags

Sind Landminen in Russland verboten?

Nein. Laut russischem Recht darf das Land Minen einsetzen. Russland ist kein Mitgliedsstaat des Ottawa-Vertrags und ist deshalb nicht an dessen Verbote gebunden. Aber auch Russland muss das internationale Völkerrecht achten und die Zivilbevölkerung schützen. Es dürfen deshalb keine Waffen eingesetzt werden, die sich vornehmlich gegen diese richten.

Findet Minenräumung im Krieg statt?

Trotz der schwierigen Umstände gibt es zahlreiche Bemühungen zur Entminung. Organisationen wie der Staatliche Katastrophenschutz der Ukraine (SESU) und internationale NGOs sind aktiv daran beteiligt, das Land von Minen zu befreien. Es wird jedoch geschätzt, dass die vollständige Räumung mehrere Jahrzehnte dauern könnte.

► Lesen Sie hier mehr darüber, wie aufwändig und gefährlich Minenräumung ist

Wie hilft Handicap International den Menschen in der Ukraine?

Handicap International setzt sich weltweit gegen Landminen, Streubomben und Explosivwaffen ein und fördert den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten. Ein Teil der Arbeit ist dabei die Räumung von Blindgängern und anderen explosiven Kriegsresten sowie die Aufklärung über die Gefahren dieser. Zusätzlich widmet sich die Organisation der Katastrophen- und Flüchtlingshilfe, der Rehabilitation und der Inklusion von Menschen mit Behinderung.

In der Ukraine ist Handicap International aktiv, um die Bevölkerung über die Gefahren von Minen aufzuklären und Entminungsprojekte zu unterstützen. Aufklärungsteams von HI sind besonders in Schulen tätig, wo sie Kinder über die Risiken von Minen und Blindgängern informieren. Diese Aufklärung erfolgt durch Broschüren, Poster und Faltblätter, die das Aussehen von Sprengfallen und Minen verdeutlichen. Durch diese Maßnahmen trägt HI dazu bei, die Sicherheit der Menschen in den betroffenen Gebieten zu erhöhen und das Bewusstsein für die Gefahren von Minen zu schärfen.

Portraits aus unseren Ausstellungen

In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

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