Landminen in Kambodscha
Kambodscha gehört zu den weltweit am stärksten mit Landminen kontaminierten Staaten. Die Minen in Kambodscha stammen aus bewaffneten Konflikten, die in den 1960ern bis in die 1990er stattfanden. Die Minenräumung ist noch lange nicht abgeschlossen, weswegen es immer wieder zu tödlichen Unfällen kommt. Insgesamt sind die Opferzahlen seit 2010 aber rückläufig.
Kambodscha ist dem Minenverbotsvertrag am 1. Januar 2000 beigetreten.2023 waren laut Angaben des Landes 435,06 km² kontaminiert. Besonders betroffen sind der Nordwesten und der Nordosten des Landes.
Letztes Update: 20.11.2024
Das lesen Sie auf dieser Seite:
Woher stammen die Daten auf dieser Seite
Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landmine-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung der Ottawa-Konvention, also des internationalen Minenverbots informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors.
Der aktuellste Landminen-Monitor vom November 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023 - und, wann immer möglich, bis Oktober 2024. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit. Der Fokus liegt auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres.
!! Handicap International führt selbst keine länderweiten Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen durch !!
Wie viele Unfälle mit Minen gab es bisher?
Landminen in Kambodscha verursachen weniger Unfälle als noch vor zehn Jahren
Immer noch kommt es in Kambodscha jedes Jahr zu zahlreichen Toten und Verletzten durch Minen und Streumunition. Insgesamt ist jedoch ein starker Abwärtstrend in der Entwicklung der Minenopferzahlen in Kambodscha zu erkennen. Während es im Jahr 2000 noch 858 Unfälle mit Landminen gab, waren es 2023 nur noch 32.
Wo liegen Minen in Kambodscha?
Ende 2023 meldete Kambodscha 435,06 km² verminte Fläche, was einen Rückgang im Vergleich zu 2022 (681,28 km²) darstellt. Die nordwestliche Region an der Grenze zu Thailand ist stark betroffen, während andere Teile des Landes im Osten und Nordosten hauptsächlich von Blindgängern aus Streumunitionsresten betroffen sind. Ein Großteil der verbleibenden Minenverseuchung in Kambodscha und Thailand befindet sich entlang der gemeinsamen Grenze. Trotz der verbesserten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten, stellt die fehlende Grenzziehung weiterhin eine Herausforderung dar.
Hat Kambodscha Minen verboten?
Antipersonen-Minen sind in Kambodscha verboten. Kambodscha ist seit 1997 Vertragsstaat des Ottawa-Vertrags, der das Verbot von Antipersonenminen regelt. Dieser Vertrag fordert von den Vertragsstaaten außerdem die Zerstörung von Minenbeständen, umfassende Maßnahmen zur Minenräumung sowie die Unterstützung von Opfern.
Antifahrzeug-Minen sind in Kambodscha nicht verboten. Die Ottawa-Konvention verbietet deren Einsatz leider nicht.
Werden die Minen geräumt?
Ja, Kambodscha ist sehr aktiv in der Räumung von tödlichen Kriegsresten. Trotzdem konnten die vertraglich festgelegten Fristen 2009 und 2019 zur Minenräumung aufgrund mangelnder finanzieller Mittel und Ressourcen bereits zweimal nicht eingehalten werden. Die aktuelle Frist läuft bis zum 31. Dezember 2025.
Kambodscha betreibt auch Risikoaufklärung, vor allem in den am stärksten verseuchten Gebieten im Nordwesten und Nordosten des Landes. Hier liegen außerdem noch Blindgänger aus Streubomben.
Kambodscha ist das Land, das 2023 weltweit die größte Fläche von Minen befreit hat, nämlich 167,53 km².
Kambodscha ist laut Artikel 5 des Ottawa-Vertrags verpflichtet, die Minen auf seinem Staatsgebiet bis Ende 2025 vollständig zu räumen. Das Land hat deshalb damit begonnen, zusätzliche Mittel für eine Ausweitung der Minenräumkapazitäten zu akquirieren. Im Mai 2023 legte Kambodscha einen überarbeiteten Arbeitsplan vor, der die Freigabe von 345,3 km² verminter Gebiete im Jahr 2023 und 168 km² jährlich in den Jahren 2024 und 2025 vorsieht. Als Herausforderungen für die Einhaltung der Frist nannte Kambodscha das Fehlen markierter Grenzgebiete zu Thailand und ein mögliches Defizit bei den erforderlichen finanziellen Mitteln.
Wie hilft Handicap International den Menschen in Kambodscha?
Handicap International setzt sich weltweit gegen Landminen, Streubomben und Explosivwaffen ein und fördert den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten. Ein Teil der Arbeit ist dabei die Räumung von Blindgängern und anderen explosiven Kriegsresten sowie die Aufklärung über die Gefahren, die von diesen Waffen ausgehen. Zusätzlich widmet sich die Organisation der Katastrophen- und Flüchtlingshilfe, der Rehabilitation und der Inklusion von Menschen mit Behinderung.
40 Jahre nach der Entstehung von Handicap International (HI) in den kambodschanischen Flüchtlingslagern in Thailand unterstützen unsere Teams weiterhin die schutzbedürftigsten Kambodschaner*innen, darunter hunderte Überlebende von Unfällen mit Minen oder anderen explosiven Kriegsresten. Heute ist HI ein landesweit anerkannter Akteur im Bereich der Behindertenhilfe.
Auf der Flucht vor dem Krieg trat Emilie auf eine Antipersonen-Mine
Emilie erhielt 1982 eine der allerersten Prothesen von HI.
Sie veränderte ihr Leben.
Unsere Projekte in Kambodscha dienen unter anderem dazu, bleibende Behinderungen zu vermeiden, Menschen mit Behinderung den Zugang zu Gesundheitsversorgung und Rehabilitationsdiensten zu erleichtern und ihre soziale und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern. Heute ist die Organisation als wichtiger Akteur im Bereich Behinderung anerkannt. Ein weiteres Ziel ist es, bewaffnete Gewalt zu reduzieren. Hervorzuheben sind folgende Einsatzgebiete: Rehabilitation, Minenräumung, Straßenverkehrssicherheit, Gesundheit von Müttern und Kindern.
Unsere Teams sind seit 1982 in Kambodscha tätig, allerdings arbeitete HI zwischen 1982 und 1986 unter der Schirmherrschaft des American Friend Service Committee. Im Jahr 1987 begannen wir unter eigenem Namen zu arbeiten.
Bis heute unterstützen wir lokale Rehabilitationszentren wie in Kampong Cham, um die Qualität der Leistungen sicherzustellen, darunter Tele-Rehabilitationsdienste. Immer mehr Opfer von Verkehrsunfällen, Schlaganfällen und angeborener Behinderung kommen in das Zentrum. HI schult das Personal und verbessert die Verwaltung des Zentrums.
Handicap International konzentriert sich auf den Zugang zu Rehabilitationsleistungen und die Pflege für alle, sowie auf die Entwicklungsförderung von Kleinkindern. Außerdem arbeiten wir daran, die wirtschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderung zu fördern, um Armut und soziale Ausgrenzung nachhaltig zu reduzieren. HI fördert die Beteiligung aller Bürger*innen, einschließlich der besonders gefährdeten Personen, an der lokalen Regierungsarbeit.
Derzeit bildet Handicap International Spezialist*innen für Minenräumungsarbeitender Cambodia Self-Help Demining Association (CSHD) aus, einer kambodschanischen Minenräumungsorganisation. Kambodscha hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 frei von Landminen zu sein.
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Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.
Der Sohne von Huyn Thi Le hat schwerste Behinderungen, weil die Amerikaner im Vietnamkrieg Agent Orange versprühten. Sie kümmert sich liebevoll im ihren Sohn, aber manchmal ist sie einfach nur erschöpft.
Das fragt sich der schwer traumatisierte Vietnam-Veteran täglich. Im Krieg tötete er mehrere Menschen. Heute wird er von Alpträumen, Depressionen und Schlaflosigkeit heimgesucht.
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