Landminen in Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina, das lange als das am stärksten verminte Land Europas galt, leidet noch immer unter den Folgen der Balkankriege der 1990er Jahre. Diese gefährlichen Hinterlassenschaften bedrohen nicht nur die Sicherheit der Bevölkerung, sondern hemmen auch nachhaltig die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die Minenräumung kommt nur schleppend voran und so kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Besonders wichtig ist deshalb die Risikoaufklärung der Bevölkerung.
Seit 1992 hat der Landminen-Monitor über 8.000 Opfer von Minen dokumentiert, darunter 6.354 während des Krieges.
Bosnien und Herzegowina ist seit dem 1. März 1999 Vertragsstaat der Ottawa-Konvention, die das Verbot von Antipersonenminen und deren Beseitigung regelt. Das Land ist deshalb verpflichtet, alle Antipersonen-Minen auf seinem Staatsgebiet zu räumen. Aufgrund mangelnder Ressourcen wurde die Frist vom Juni 2020 nicht eingehalten und eine neue Frist bis März 2027 vereinbart. Nach Angaben des Landminen-Monitors 2023 war Ende des Jahres noch eine Fläche von etwa 838,29 km² in Bosnien und Herzegowina mit Minen kontaminiert.
Letztes Update: 20.11.2024
Das lesen Sie auf dieser Seite:
Woher stammen die Daten auf dieser Seite
Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landmine-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung der Ottawa-Konvention, also des internationalen Minenverbots informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors.
Der aktuellste Landminen-Monitor vom November 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023 - und, wann immer möglich, bis Oktober 2024. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit. Der Fokus liegt auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres.
!! Handicap International führt selbst keine länderweiten Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen durch !!
Wie viele Unfälle mit Minen gab es bisher?
Seit 1992 hat der Landminen-Monitor insgesamt 8.120 Opfer von Minen dokumentiert, darunter 6.354 während des Krieges und 1.766 seit 1996.
► Lesen Sie hier unseren Hauptartikel über Landminen
Wo liegen Minen in Bosnien und Herzegowina?
Die vielen Minen in Bosnien und Herzegowina stammen noch aus dem Unabhängigkeitskrieg nach dem Zerfall Jugoslawiens (1991-1995). Nach dem Ende des Krieges waren mehr als 120.000 Minen im Land verteilt. Die genaue Kontaminationsfläche ist unbekannt, jedoch wird Ende 2023 von 838,29 km² verminter Fläche ausgegangen. Diese Minenfelder stellen eine erhebliche Gefahr für die Bevölkerung dar, insbesondere in ländlichen Gebieten.
Die meisten Minenfelder befinden sich im Grenzgebiet zu Serbien. Aber auch in Richtung Kroatien gibt es Minenfelder, die vor allem für Geflüchtete eine große Gefahr darstellen.
Wie in der Ottawa-Konvention vereinbart, engagiert sich Bosnien und Herzegowina in der Risikoaufklärung, um Unglücke durch Landminen zu vermeiden. Diese konzentriert sich auf ländliche Gegenden, in denen ein Großteil der von Minen betroffenen Bevölkerung lebt. Aber auch Geflüchtete sollen nach Möglichkeit über die Gefahren durch Landminen aufgeklärt werden: Die Minen im Grenzgebiet zu Kroatien stellen für Geflüchtete abseits der regulären Wege eine besondere Gefahr dar.
Im Mai 2014 führte heftiger Regen zu Überschwemmungen, die auch Minenfelder betrafen. Diese Naturkatastrophe verschärfte die Minenproblematik, da sie möglicherweise an neue Orte gespült wurden. Handicap International reagierte sofort mit Programmen zur Risikoaufklärung und neuen Kartierungen der betroffenen Gebiete.
Hat Bosnien und Herzegowina Minen verboten?
Ja, Bosnien und Herzegowina ist seit dem 1. März 1999 Vertragsstaat der Ottawa-Konvention, die das Verbot von Anti-Personenminen regelt. Dieser Vertrag fordert von den Vertragsstaaten außerdem die Zerstörung von Minenbeständen, umfassende Maßnahmen zur Minenräumung sowie die Unterstützung von Opfern.
Antifahrzeug-Minen sind in Bosnien und Herzegowina nicht verboten. Die Ottawa-Konvention verbietet deren Einsatz leider nicht.
Werden die Minen geräumt?
Als Mitgliedsstaat des Landminenverbotsvertrags muss Bosnien und Herzegowina alle Antipersonen-Minen auf seinem Gebiet räumen.
Nach dem Landminen-Monitor 2024 waren Ende 2023 noch etwa 838,29 km² des Landes mit Minen verseucht, eine leichte Verbesserung gegenüber den 869,61 km² im Jahr 2022.
Die im Juni 2020 auslaufende Frist zur Minenräumung konnte nicht eingehalten werden. Gründe dafür waren der Mangel an finanziellen Mitteln, das große Ausmaß der Kontaminierung, fehlende Informationen bezüglich der kontaminierten Flächen sowie ungünstige klimatische Bedingungen. Die nächste Frist wurde auf den 01. März 2027 festgelegt.
► Lesen Sie hier unseren Hauptartikel zu Minenräumung
Wie hilft Handicap International den Menschen in Bosnien und Herzegowina?
Handicap International hat aktuell keine Projekte in Bosnien und Herzegowina, unterstützte aber viele Jahre die Räumung der vielen Minen und Blindgänger.
Wir engagieren uns immer dann, wenn staatliche Stellen aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sind, Probleme selbst zu beheben. Heute sind die Kapazitäten der nationalen Minenräum-Organisationen in Bosnien und Herzegowina aber so gut aufgebaut, dass wir keine Lücke mehr füllen müssen.
Die Kontamination mit Minen und anderen explosiven Kriegsreste ist nach wie vor sehr hoch. Für die bosnischen Organisationen geht es deshalb nun darum, langfristige finanzielle Unterstützung von internationalen Geldgebern wie Deutschland zu erhalten. Dafür setzt sich Handicap International mit politischer Kampagnenarbeit weltweit ein.
► Lesen Sie hier mehr über die Projekte von Handicap International
Informieren Sie sich weiter:
- Alles über Landminen
- Was ist Streumunition
- Das Verbot von Antipersonen-Minen
- So geht Minenräumung
Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

„Als Kinder brauchten wir unsere Auszeit aus all dem Schrecken. Wir haben uns unsere eigene, glückliche Welt geschaffen. Dort haben wir einfach gespielt, als wäre alles in Ordnung.“

Mirsad Tokic ist sich sicher: Wären Menschenleben wichtiger gewesen als Profit, hätte er heute noch sein Bein und seine Kollegen.
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Headerbild: Entminer im bosnischen Wald. - © Jasmin Brutus / Handicap International