Landminen in der Ukraine
Landminen sind in vielen Regionen der Ukraine eine große Gefahr. Sie stammen sowohl aus historischen Konflikten als auch aus dem aktuellen Krieg mit Russland. Sie verletzen und töten immer wieder Erwachsene und Kinder, verbreiten Angst und Schrecken und hemmen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Allein zwischen 2011 und 2023 wurden über 4.000 Tote und Verletzte gezählt. Diese erschreckenden Zahlen verdeutlichen die ständige Gefahr für die Bevölkerung. Im Jahr 2024 kam es zu 293 getöteten und verletzten Menschen durch Antipersonen-Minen.
Sowohl Russland als auch die Ukraine setzen Antifahrzeug-Minen ein. Russland setzt regelmäßig Antipersonen-Minen ein. Außerdem gibt es zunehmend Hinweise, dass die Ukraine Antipersonen-Minen in den Jahren 2024 und 2025 eingesetzt hat.
Die Ukraine ist seit 2006 Mitglied des Ottawa-Vertrags und ist damit verpflichtet, ihr Staatsgebiet bis zu einer Frist vollständig von Minen zu befreien und von der Nutzung von Antipersonen-Minen abzusehen.
Derzeit versucht die Ukraine den „Vollzug des Vertrags auszusetzen“ solange sie in dem bewaffneten Konflikt mit Russland ist. Ein Aussetzten des Vertrages ist jedoch rechtswidrig.
Zuletzt aktualisiert: 01.12.2025
Das lesen Sie auf dieser Seite:
Headerbild: Alle Felder rund um das Dorf, in dem dieser Junge lebt, sind vermint. - © M.Monier / HI
Woher stammen die Daten auf dieser Seite
Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landmine-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung des Ottawa-Vertrages, also des internationalen Minenverbots, informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors.
Der aktuellste Landminen-Monitor vom November 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit, wobei der Fokus auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres liegt. Der Bericht erscheint stets im Oktober oder November und bezieht sich auf das vorangegangene Kalenderjahr.
Außerdem beziehen wir uns auf diverse Berichte von Human Rights Watch. Die internationale Menschenrechtsorganisation führt mit Expert*innen vor Ort immer wieder detaillierte Untersuchungen. Die Daten von HRW fließen auch in die Berichterstattung des Monitors ein.
!! Handicap International führt selbst keine Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen in der Ukraine durch !!
Wie viele Unfälle gab es bisher?
Zwischen 2011 und 2024 zählte der Monitor in der Ukraine über 4.000 Tote und Verletzte von Minen und explosiven Kriegsresten. Im Jahr 2024 wurden 293 Menschen durch Antipersonen-Minen.
► Lesen Sie hier mehr zum Thema Landminen
Wo liegen Minen in der Ukraine?
Die Ukraine gehört zu den am stärksten durch Minen und Blindgänger verseuchten Ländern der Welt.
Die Nationale Minenräumungsbehörde der Ukraine berichtet, dass Ende April 2025 105,877km² mit Minen kontaminiert sind. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 schätzte die Ukraine, dass 7.000 km² in von der Regierung kontrollierten Gebieten der östlichen Regionen Donezk und Luhansk sowie weitere 14.000 km² in nicht kontrollierten Gebieten kontaminiert sind. Ende 2023 meldete die Ukraine, dass ca. 35,22 km² sicher kontaminiert sind. Durch den andauernden Krieg mit Russland ist es nicht genau zu sagen, wie groß das Ausmaß der Kontaminierung ist.
Des Weiteren ist die Ukraine auch durch improvisierte Antipersonen-Minen kontaminiert.
Den größten Teil der Minen haben russische Streitkräfte im aktuellen Krieg verlegt. Die Kontamination des Landes stammt außerdem zum Teil aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Zudem wurden Landminen in dem seit 2014 anhaltenden, bewaffneten Konflikt zwischen der Ukraine und pro-russischen Separatist*innen eingesetzt - zunächst auf der Krim, später auch in den Regionen Donetsk und Luhansk.
Trotz der Kriegshandlungen entmint die Ukraine kontaminierte Gebiete. Im Jahr 2024 konnten 28,37km² Land freigegeben werden. Bei diesen Entminungen wurden 14.142 Antipersonen-Minen zerstört.
Wer verlegt die Minen?
Antifahrzeug-Minen
Sowohl Russland als auch die Ukraine verlegen Antifahrzeug-Minen. Diverse Länder haben der Ukraine Antifahrzeug-Minen, auch genannt Panzerminen, geliefert. Darunter auch Deutschland. Diese Minen sind durch den Ottawa-Vertrag nicht verboten. Er verbietet seinen Mitgliedstaaten nur Antipersonen-Minen. Die Ukraine ist Mitglied dieses Vertrags, Russland hingegen nicht (siehe unten).
Antipersonen-Minen
Russland setzt Antipersonen-Minen auch im großen Maßstab ein und vermint damit riesige Gebiete auf Jahrzehnte. Den Preis wird auch in vielen Jahren noch die Zivilbevölkerung zahlen.
Human Rights Watch (HRW) hat bereits am 28. März 2022, nur einen Monat nach Kriegsbeginn, zum ersten Mal den Einsatz von Landminen durch Russland in der Ukraine offiziell bestätigt. Eine ukrainische Einheit zur Kampfmittelbeseitigung hatte die Antipersonen-Minen vom Typ POM-3 in der östlichen Region Charkiw geortet.
Ebenfalls laut einem Report von Human Rights Watch vom 31.01.2023 haben sehr wahrscheinlich auch ukrainische Streitkräfte in der Region Izium Antipersonen-Minen eingesetzt. Deshalb forderte die Organisation die ukrainischen Behörden auf, den Informationen umgehend nachzugehen und die Vorwürfe zu prüfen. Sollte sich dies bestätigen, wäre es ein schwerer Verstoß gegenüber dem Minen-Verbotsvertrag.
Die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) hat zum HRW-Bericht auch eine Erklärung abgegeben. In dieser Erklärung fordert die ICBL eine umfassende und transparente Untersuchung der Vorwürfe und betont die Wichtigkeit der Einhaltung des Minenverbotsvertrags durch alle Vertragsstaaten.
Am 31. Januar 2023 erklärte das ukrainische Außenministerium, dass die Ergebnisse von Human Rights Watch (HRW) „von den zuständigen Behörden der Ukraine sorgfältig geprüft werden“. Bei den Zwischensitzungen des Minenverbotsvertrags im Juni 2023 in Genf versprach die Ukraine, Berichte über den Einsatz von Antipersonenminen durch ihre Streitkräfte zu untersuchen.
Produktion und Lagerung von Antipersonen-Minen
Verschiedene Quellen aus Sozialen Medien zeigen, dass Antipersonen-Minen sowohl in Fabriken als auch von Einzelpersonen hergestellt wurden. Diese Antipersonen-Minen können durch Drohnen platziert werden.
Die Ukraine verfügt über alte Lagerbestände von Antipersonen-Minen. Die Ukraine ist der Vertragsstaat mit den noch am meisten gelagerten Antipersonen-Minen. Die Anzahl der gelagerten Minen beläuft sich auf 3.364.433 Antipersonen-Minen.
► Finden Sie hier heraus, welche verschiedenen Typen von Minen es gibt
Lieferung von Antipersonen-Minen in die Ukraine
Im November und im Dezember 2024 wurde von den USA bekannt gegeben, dass Antipersonen-Minen in die Ukraine geliefert werden. Zuvor hatte die Ukraine aktiv nach der Lieferung von Antipersonen-Minen gebeten, welche von den USA schlussendlich auch geliefert wurden. Wie viele und um welche Art von Minen geliefert wurden ist jedoch unklar.
Sind Landminen in der Ukraine verboten?
Antipersonen-Minen sind in der Ukraine verboten. Die Ukraine ist seit dem 1. Juni 2006 Vertragsstaat des Ottawa-Vertrags, der das Verbot von Antipersonenminen regelt. Dieser Vertrag fordert von den Vertragsstaaten außerdem die Zerstörung von Minenbeständen, umfassende Maßnahmen zur Minenräumung sowie die Unterstützung von Überlebenden. Wegen des Krieges hat die Ukraine wiederholt Fristen zur Entminung verpasst.
Am 18 Juni 2025 hat die Ukraine den Vereinten Nationen mitgeteilt, dass sie den Minen-Verbotsvertrag, aufgrund des aktuellen bewaffneten Konfliktes mit Russland, temporär aussetzen möchte. Eine Aussetzung des Vertrages ist jedoch nicht in dem Vertrag vorgesehen. Andere rechtliche Argumente, die die Ukraine vorgebracht hat, sind ebenfalls nicht anwendbar. Demnach wäre eine Aussetzung des Vertrages rechtswidrig.
Antifahrzeug-Minen sind in der Ukraine nicht verboten. Die Ottawa-Konvention verbietet deren Einsatz leider nicht.
► Hier finden Sie eine Liste mit allen Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags
Sind Landminen in Russland verboten?
Nein. Laut russischem Recht darf das Land Minen einsetzen. Russland ist kein Mitgliedsstaat des Ottawa-Vertrags und ist deshalb nicht an dessen Verbote gebunden. Aber auch Russland muss das internationale Völkerrecht achten und die Zivilbevölkerung schützen. Es dürfen deshalb keine Waffen eingesetzt werden, die sich vornehmlich gegen diese richten.
Findet Minenräumung im Krieg statt?
Trotz der schwierigen Umstände gibt es zahlreiche Bemühungen zur Entminung. Organisationen wie der Staatliche Katastrophenschutz der Ukraine (SESU) und internationale NGOs sind aktiv daran beteiligt, das Land von Minen zu befreien. Es wird jedoch geschätzt, dass die vollständige Räumung mehrere Jahrzehnte dauern könnte.
► Lesen Sie hier mehr darüber, wie aufwändig und gefährlich Minenräumung ist
Wie hilft Handicap International den Menschen in der Ukraine?
Handicap International setzt sich weltweit gegen Landminen, Streubomben und Explosivwaffen ein und fördert den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten. Ein Teil der Arbeit ist dabei die Räumung von Blindgängern und anderen explosiven Kriegsresten sowie die Aufklärung über die Gefahren dieser. Zusätzlich widmet sich die Organisation der Katastrophen- und Flüchtlingshilfe, der Rehabilitation und der Inklusion von Menschen mit Behinderung.
In der Ukraine ist Handicap International aktiv, um die Bevölkerung über die Gefahren von Minen aufzuklären und Entminungsprojekte zu unterstützen. Aufklärungsteams von HI sind besonders in Schulen tätig, wo sie Kinder über die Risiken von Minen und Blindgängern informieren. Diese Aufklärung erfolgt durch Broschüren, Poster und Faltblätter, die das Aussehen von Sprengfallen und Minen verdeutlichen. Durch diese Maßnahmen trägt HI dazu bei, die Sicherheit der Menschen in den betroffenen Gebieten zu erhöhen und das Bewusstsein für die Gefahren von Minen zu schärfen.
Informieren sie sich weiter:
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