Thun Channareth – Minenüberlebender und Aktivist verteidigt Ottawa-Konvention in Genf
"Ich möchte Ihnen meine Wunden zeigen und Sie fragen: Wollt Ihr, dass Eure Landsleute, Eure Kinder, so aussehen wie ich? Nein? Dann verlasst den Vertrag nicht. Vermint nicht Euer eigenes Land."
Mit diesen Wörtern richtete sich Thun Channareth während des halbjährigen Treffens der Vertragsstaaten der Ottawa-Konvention vom 17. bis 20. Juni 2025 an die Diplomat*innen im Raum. Anlass für seine Aufforderung waren die parlamentarisch beschlossenen Austritte aus dem Landminen-Verbotsvertrag der drei baltischen Staaten und Finnland, sowie der angekündigte Austritt Polens. Eine wichtige uns sehr persönliche Botschaft von dem langjährigen Aktivisten und Minenüberlebenden aus Kambodscha.

Thun Channareth verlor im Alter von 22 Jahren beide Beine als eine Landmine unter ihm explodierte. Damals war er Soldat in der vietnamesischen Armee, nachdem er sein Heimatland Kambodscha aufgrund des Bürgerkriegs und des Terrors der kommunistischen Roten Khmer verlassen musste und nach Thailand geflohen war. Die Armee bot ihm damals die einzige Überlebenschance.
Die Landminenexplosion veränderte alles. Auf den Unfall folgten Jahre der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Doch 1993 schloss er sich dem Jesuit Refugee Service an, einer NGO, bei der er half, Rollstühle für Landminenüberlebende zu bauen. Heute nutzt er einen dieser Rollstühle. Kurz darauf startete er in Kambodscha eine Kampagne gegen Landminen und schloss sich schließlich der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) an. 1997 war es Thun Channareth, zusammen mit ICBL-Koordinatorin Jody Williams, der den Friedensnobelpreis im Namen der Kampagne für das Engagement für ein Minenverbot entgegennahm.
Dieses Verbot wird nun durch die Austrittsvorhaben mancher osteuropäischer Staaten bedroht. Trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gelten auch heute noch dieselben Gründe, die seit 1997 165 Staaten dazu bewogen haben, dem Verbotsvertrag beizutreten. Sie haben erkannt, dass die humanitären Folgen dieser Waffen jeden militärischen Nutzen bei weitem überwiegen.
Denn die Opfer von Landminen sind zu 87% Zivilist*innen, darunter viele Kinder. Antipersonen-Minen unterscheiden nicht zwischen einem militärischen und einem zivilen Ziel und zerstören deshalb das Leben vieler unschuldiger Menschen.
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