Was ist Streumunition? |  Landmine.de
Viele BLU-24 liegen auf einem Haufen.

Was ist Streumunition?

Streumunition ist ein Waffensystem, das über einem Zielgebiet eine Vielzahl von kleineren Sprengsätzen freisetzt, die sog. Submunition oder "Bomblets". Über 100 Länder weltweit haben Streumunitiongeächtet, darunter auch Deutschland. Zuletzt wurde Streumunition massiv in der Ukraine eingesetzt, vor allem durch Russland. Die USA haben angekündigt, diese Waffen an die Ukraine zu liefern.

Handicap International engagiert sich seit vielen Jahren gegen diese verheerenden Waffen.

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So funktioniert Streumunition

Streumunition wird als Bombe aus einem Flugzeug abgeworfen oder auch als Rakete mit Haubitzen, Artilleriegeschützen und Raketenwerfern verschossen. In einer gewissen Höhe öffnet sich die Bombe oder die Rakete und setzt je nach Typ bis zu hunderte kleinere Sprengsätze frei. Wegen der hohen Explosivkraft von Streumunition und ihrer flexiblen Einsetzbarkeit können unterschiedliche Ziele bekämpft werden: feindliche Truppen, Geschützstellungen und ungepanzerte Fahrzeuge.

Bei einem Einsatz von Streumunition mittels Artillerieraketen werden kurz nach dem Abschuss Tausende Geschosse über ein großes Gebiet verteilt. Eine Salve des MARS-MLRS Raketen-Werfers z.B. verstreut auf diese Weise bis zu 8.000 Submunitionen über ein Zielgebiet von bis zu 240.000 qm. Das entspricht einer Fläche von 50 Fußballfeldern.

Verheerender Schaden für die Zivilbevölkerung

Streumunition hat eine enorm hohe Blindgängerrate von bis zu 45 Prozent. Außerdem kann sie nicht zwischen Zivilbevölkerung und Freinden unterscheiden. Das bedeutet, dass diese Waffen eine enorme Gefahr für Zivilistinnen und Zivilisten darstellen.

Sie können noch Jahrzehnte später ihre Opfer finden, denn sie bleiben ähnlich wie Landminen oft noch lange nach Ende von Kampfhandlungen intakt. Die oft sehr zahlreichen explosiven Überreste sind klein und empfindlich und können somit auch von Kindern leicht unbeabsichtigt ausgelöst werden.

Wo wurde Streumunition/Streubomben eingesetzt?

Vorläufer von Streumunition wurden durch Großbritannien im Zweiten Weltkrieg eingesetzt, weiterentwickelte Veriaten dann von der Sowjetunion und Deutschland. Systematisch und flächendeckend wurde Streumunition erstmals zwischen 1965 und 1975 von den USA in Südostasien eingesetzt. Danach folgten weitere Einsätze während verschiedener Konflikte in Afrika, Asien und Europa. Bis zum Verbot wurde Streumunition nachweislich in 39 Ländern und Territorien verwendet.

Besonders problematisch ist der Einsatz von Streumunition in unmittelbarer Nähe ziviler Wohngebiete und Siedlungen. Dies war beispielsweise der Fall in Laos, wo 20 Prozent der eingesetzten Streumunition nur einen Kilometer entfernt von zivilen Wohngebieten eingesetzt wurde. Regelmäßig wurden in Konflikten zivile Siedlungen direkt mit Streumunitionen angegriffen, etwa in der Ukraine, Kroatien, Serbien und Tschetschenien.

In Afghanistan verzeichneten während des Kriegs 2001/02 sieben der zehn am dichtesten besiedelten Bevölkerungszentren zugleich die meisten Einsätze mit Streumunition.

► Lesen Sie hier unseren Hauptartikel zur Räumung von Minen und Streumunition

Ist Streumunition/Streubomben verboten?

Über 110 Länder haben Streumunition verboten, darunter Deutschland. Sie sind der Oslo-Konvention, dem Verbot von Streumunition, beigetreten. Die USA, Russland und die Ukraine sind keine Mitgliedsstaaten des Vertrages.

Die Oslo-Konvention verbietet Einsatz, Entwicklung, Herstellung, Lagerung sowie Import und Export von herkömmlicher Streumunition mit einer Einschränkung.

Bestimmte Arten von Munition sind aufgrund bestimmter Merkmale (Gewicht, kleine Zahl an Submunitionen, Selbstzerstörungsmechanismen…) ausgenommen, da sie die „unterschiedslose Flächenwirkung“ und Blindgänger vermeiden sollen. Das betrifft zum Beispiel sensoraktivierte Munitionen, wie sie auch in Deutschland entwickelt und hergestellt werden.

In den Augen von Handicap International und vielen anderen sollte diese Art von Munition ebenfalls unter das das Verbot fallen. Die Internationale Kampagne für das Verbot von Streumunition (im Englischen: Cluster Munition Coalition) fordert etwa die Anwendung einer effektorientierten Definition. Das heißt, dass all jene Waffen verboten sein sollten, die einen ähnlichen Effekt wie Streumunition aufweisen. Ganz egal wie sei gebaut sind und welche ausgeklügelten Mechanismen sie eingebaut haben. Die Nachweispflicht, dass Waffen keine Wirkungsmerkmale von Streumunition aufweisen, sollte bei den Staaten, d.h. Herstellern und Anwendern, liegen.

Portraits aus unseren Ausstellungen

In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellung konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.

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